Richtig ist, dass wir ein Leben lang lernen. Dabei stellt sich jedoch die spannende Frage: Lernt man immer wieder alles neu oder ergänzt man nur das alte Wissen? Und wenn man etwas Neues lernt, was passiert eigentlich mit den alten Informationen in unserem Gedächtnis, von denen wir bis vor kurzem überzeugt waren, dass sie für uns gut und richtig sind?
Zur Zeit ist Lernen 'in' und wer nicht lernen will, der fällt unangenehm auf und hat die Zeichen der Zeit nicht begriffen. Doch was ist mit den Lern-Verweigerern? Sind die wirklich so von gestern? Mir scheint es einmal an der Zeit, ähnlich wie Paracelsius es formuliert hat, zu fragen: Ist die Dosis so in Ordnung? Oder sind die Mitarbeiter in den Unternehmen schon 'überlernt'?
Gibt man ins Internet, zum Beispiel bei Lycos, den Begriff 'lernen' ein, so hat man im deutschsprachigen Raum Zugriff auf über 327.000 Seiten. Unter dem Stichwort 'Entlernen' bekommt man 54 Stichworte. Erstaunlich ist dann allerdings, immer dann, wenn man mit anderen Menschen über den Begriff 'Entlernen' spricht, dass diese in der Regel sofort wussten, was man meint.
Ich bin ein eifriger Verfechter des Entlernens - des bewussten Vergessens. Nach meiner Auffassung haben wir alle schon viel zu viel gelernt und unsere Tasse ist längst voll. Vieles Lernen verpufft unnütz, weil der Speicher bereits voll ist und die bewährten Glaubenssätze und Verhaltensstrategien sich erfolgreich gegen das neue - noch nicht bewährte Wissen - wehren. Es ist dieses erlernte und fest verankerte Wissen, das die Arbeit von Trainern und Beratern in Firmen beeinträchtigt und sie oft viele Nerven kostet.