'In dieser Welt, die Jeremy Rifkin gerade skizziert hat, möchte ich nicht leben', erklärte Harald Welzer nach dem Vortrag des Vordenkers und US-Ökonomen auf dem Vision Summit im September 2014 in Berlin. Nahezu reflexhaft lehnte der Sozialpsychologe und Professor für Transformationsdesign an der Uni Flensburg die von Rifkin vorhergesagte, total vernetzte und digitalisierte Welt ab. Ihn erschreckte sie offenbar mehr als dass sie ihn beflügelte. Dabei hatten die Veranstalter eigentlich geplant, dass Rifkin den Teilnehmern Auftrieb gibt.
Schließlich war der bekannte Wirtschaftsvordenker und 20fache Buchautor eingeladen und euphorisch angekündigt worden, weil seine Thesen perfekt zu der Veranstaltung passten, bei der sich rund 1.000 begeisterte Vertreter des sozialen Unternehmertums getroffen und über die Potenziale des gemeinwohlorientierten Wirtschaftens ausgetauscht haben. Und genau dieser Gemeinwohlorientierung, die die Social Entrepreneurs im Auge haben, sagt Rifkin eine große Zukunft voraus.
Eine Woche lang präsentierte Rifkin im September in Deutschland sein neuestes Buch 'Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft', dessen umwälzende Kernthese lautet: In der digitalen Welt sind Güter und Dienstleistungen tendenziell kostenlos. Damit verschwinden die Profite für die Unternehmen, womit die bestehende Marktwirtschaft zusammenbricht. An die Stelle von Privatunternehmen treten Zusammenschlüsse, die nicht auf Gewinn aus sind: Vereine, Genossenschaften, Non-Profit-Organisationen – bei Rifkin heißen sie Collaborative Commons. Diese Collaborative Commons zeichnen sich durch ein kooperatives, sich gegenseitig unterstützendes, demokratisches Miteinander aus. Rifkins Prognosen zufolge werden sie bis zum Jahr 2050 die Wirtschaft wesentlich bestimmen.
Extras:- 'Unternehmen müssen ihr Geschäftsmodell ändern': Jeremy Rifkin im Interview
- Literaturtipp: Rifkins neues Buch
- Linktipp: Hinweis auf zwei weiterführende Webseiten von und über Jeremy Rifkin