Mit Robin Sage möchte jeder gerne befreundet sein. Sie sieht auch einfach nett aus: schwarze Haare mit einer blonden Strähne in der Stirn, dunkle Augen, umrandet von einem dicken Kajalstrich. 266 Freunde zählt die junge Dame auf Facebook. Überwiegend Männer, einige davon in verantwortungsvollen Positionen. Manche plaudern mit ihr über Interna von ihrem Arbeitsplatz, besonders Blauäugige schicken ihr sogar – nur um ihr zu gefallen – vertrauliche Dokumente zu und laden sie zu Konferenzen ein. Dorthin kommen kann die Dame allerdings nicht: Sie existiert nicht. Der amerikanische Sicherheitsexperte Thomas Ryan hat die Person Robin Sage frei erfunden, um zu zeigen, welche Gefahren jeder Organisation durch Facebook drohen. Experiment geglückt: Gäbe es die virtuelle Mata Hari wirklich, hätte sie einige Firmen gründlich ausforschen können.
Facebook als Informationsleck – dieses Thema kommt auch in deutschen Unternehmen zunehmend auf den Tisch. Das Problem: Mitarbeiter, die sich in sozialen Netzwerken bewegen, können zum ernsthaften Risiko werden. Sie plaudern im Freundschaftsnetz die Namen von Kunden aus oder bändeln unwissentlich mit Industriespionen und Geheimagenten an. 'Das ist keine Paranoia, sondern passiert wirklich', sagt Thorsten zur Jacobsmühlen, Experte für soziale Medien aus Lohmar bei Bonn. Seine Diagnose: Über das Web 2.0 fließt täglich wertvolles Wissen aus den Unternehmen ab. Zumeist seien es allerdings arglos abgesetzte Statusmeldungen oder schlichte Profileinträge, die Mitarbeiter zu Maulwürfen machen – ohne dass es jemand merkt.
Extras:- Falsche Freunde in sozialen Netzwerken: Gefahren und Gegenmaßnahmen
- Maulwurf Mitarbeiter: Die Ergebnisse der managerSeminare-Leserbefragung aus Heft 154
- Service: Kurzrezension eines Buchs über die Risiken sozialer Netzwerke und Hinweis auf ein Blog über Social-Media-Recht