New York, Manhattan. Josef Ackermann ist auf dem Weg in die Wall Street Nummer 60, dem Sitz der Deutschen Bank im Finanzdistrikt. Der Verkehr wälzt sich wie jeden Morgen durch die Straßen. Stop and go. Zeit für Telefonate. Dazwischen ein Anruf des Sicherheitschefs, eine Morddrohung von einem enttäuschten Bankkunden aus Los Angeles. Ob das ernst gemeint ist, will der Deutsche Bank-Chef wissen. Und ob die Polizei schon Bescheid weiß. Damit ist das Thema für ihn erledigt. Es gibt Wichtigeres zu tun.
Mehrere Monate lang hat der Fernsehjournalist Hubert Seipl den umstrittenen Banker begleitet. Und seine Stimme aus dem Off lässt keinen Zweifel: Viel Sympathie hegt er nicht für den 62-Jährigen. New York, Shanghai, Mumbai, Singapur, Istanbul, Berlin – ganz gleich, wo Ackermann im Auftrag des Kapitals unterwegs ist, er weiß, was sich gehört. Nie fährt er aus der Haut, nie erscheint er gestresst oder müde. Seine Umgangsformen sind formvollendet, sein breites Grinsen ist legendär. Der Kamera zugewandt spricht er über seine Militärzeit, über Kameradschaft und dass er noch heute an keinem Bettler vorbeigehen kann, ohne ihm zu helfen. 'Das zeigt doch', so der Banker, 'dass die emotionale Verbundenheit noch sehr stark vorhanden ist.'
Doch in Wirklichkeit, so Seipel, sei Ackermann ganz weit weg von der Welt da draußen, die hinter getönten Autoscheiben an ihm vorbeizieht. Zwischen elf und 20 Millionen Euro streiche Ackermann jedes Jahr ein. Und stets gehe es ihm um die Frage: Was springt bei dem Deal für meine Bank und mich heraus?
Extras:- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern, die Einblicke in die Welt der Topmanager vermitteln und Hinweise auf zwei Fachartikel über Top-Executive-Coaching