'Die Party ist vorbei', erklärt Meinhard Miegel den Unternehmern und Managern, die sich in der Hamburger Innenstadt auf der noblen Dachterrasse der Unternehmensberatung Kienbaum versammelt haben. 'So wie bisher kann es nicht weitergehen.' Mit diesen Worten verkündet der renommierte Sozialwissenschaftler nichts weniger als das Ende der rosigen Zeiten des Wirtschaftswachstums. 'Wir haben über Jahrzehnte über unsere Verhältnisse gelebt, kurzfristige Erfolge und steigenden materiellen Wohlstand mit Umweltzerstörung und immensen Schuldenbergen erkauft. Diese Rechnung geht nicht länger auf', sagt der Professor, der die Stiftung Denkwerk Zukunft leitet.
Miegel spricht über ein Thema, das für die meisten Anwesenden ein unbequemes sein dürfte. Schließlich prangert er mit seinen Ausführungen nicht nur die Machenschaften einiger schwarzer Schafe an. Er stellt den Wohlstand eines jeden Besserverdienenden in Frage und den grundlegenden Glaubenssatz der Wirtschaftswelt gleich dazu. Denn Wachstum gilt als das Allheilmittel schlechthin – für die Wirtschaft ebenso wie für die Gesellschaft. Mit Wachstum lässt sich Arbeitslosigkeit bekämpfen, Verschuldung abbauen und Wohlstand mehren. Miegel: 'Unternehmer und Manager kennen nichts anderes als Expansion und Wachstum. Es ist das Ziel, mit dem sie angetreten sind.'
So verwundert es nicht, dass gegen die Botschaft vom notwendigen Ende des Wachstums in einer endlichen Welt regelrechte Blockaden errichtet wurden – lange Zeit mit großem Erfolg. Vorhersagen wie die von Ludwig Erhard im Jahr 1957, dass in absehbarer Zeit die Frage gestellt werden müsse, ob es noch immer nützlich und richtig ist, mehr Güter und mehr materiellen Wohlstand zu erzeugen, wurden geflissentlich unter den Tisch gekehrt.
Extras:- Fahrplan für die Wirtschaftswelt von morgen: Sieben Schritte, die Unternehmen auf die neuen Bedingungen vorbereiten
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von vier Büchern zum Thema Wirtschaft und Wachstum