China boomt. Die Aussicht auf einen gigantischen Absatzmarkt und Heerscharen billiger Arbeitskräfte lockt immer mehr Unternehmen ins Reich der Mitte. Vor Ort folgt indes meist das böse Erwachen: Zwar besteht bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen kein Mangel an Arbeitskräften, diese weisen allerdings gewaltige Bildungslücken auf. Analphabetismus beispielsweise ist ein großes Problem: Elf Prozent der Chinesen haben Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben.
Ein Grund für dieses Defizit liegt in Chinas bewegter Geschichte: Während der Kulturrevolution 1966 bis 1976 verordnete Mao Zedong landesweit schulfrei und schickte Lernende wie Lehrende zur Umerziehung aufs Land. Seine Begründung: Wissenschaft und schulische Bildung sind bürgerliches Teufelszeug. Erst 1985 führte Deng Xiaoping die allgemeine Schulpflicht wieder ein.
Ein weiteres Problem stellt die mangelnde Praxiserfahrung vieler Chinesen dar. „Das Wissen, das an Schulen und Universitäten vermittelt wird, ist sehr theorielastig“, sagt Dr. Barbara Geldermann vom Berliner Beratungsunternehmen China-Transfer. „Viele ausländische Investoren klagen daher, die Vertreter der chinesischen Bildungselite seien zwar hervorragende Theoretiker, hätten aber von praktischen Dingen wie beispielsweise Buchhaltung wenig Ahnung.“ Fazit: Wer nach China expandieren will, muss davon ausgehen, dass die meisten Arbeitskräfte noch für ihre Tätigkeit qualifiziert werden müssen – egal, ob es sich um gewerbliches Personal oder Uni-Absolventen handelt.
Was für Unternehmen mit China-Ambition oftmals ein herber Rückschlag ist, entpuppt sich für Weiterbildungsanbieter als Chance. Denn: Der Bedarf an Schulungen und Training ist angesichts dieser Rahmenbedingungen gewaltig.
Extras:- Marktanalyse: Die sieben Erfolgsfaktoren für den Markteintritt in China.
- Service: Kurzrezensionen zu vier Büchern sowie Hinweise auf einen Artikel zum Thema und vier Webseiten mit Informationen über den chinesischen Markt.