Ende 1998 wurde der italienische Flughafen Malpensa in der Nähe von Mailand eröffnet. Im Vorfeld wurde Malpensa als zukunftsweisend für andere Flughäfen gepriesen.
Doch es kam anders: Im ersten Quartal 1999 waren 56 Prozent aller Starts in Malpensa durchschnittlich 48 Minuten verspätet. In einem anderen Fall mussten die Passagiere nach der Landung 80 Minuten an Bord bleiben. Als nach langem Suchen die Treppe eintraf, über welche die Passagiere das Flugzeug verlassen konnten, gab es eine weitere Überraschung: Die Treppe war zu kurz. Doch nicht nur die Passagiere sollten unter dem neuen Flughafen leiden: Die Anflugrouten für Malpensa waren so konzipiert, dass die Flugzeuge in einer Höhe von 20 bis 30 Metern über die umliegenden Häuser hinwegdonnerten, und die Luftverwirbelungen dabei die Dächer abdeckten.
Nun ist Malpensa kein Einzelfall für Planungs- und Managementversagen. Im Gegenteil: Versagen ist eine der wenigen Konstanten im Management. Angesichts dieser Beobachtung stellt sich dem vernunftbegabten Menschen eine existenzielle Frage: Wie vernunftbegabt sind wir wirklich? Die Psychologie gibt auf diese Frage eine deprimierende Antwort: Wir sind weniger vernunftbegabt, als wir es uns wünschen.
Das Forschungsfeld der behavioral economics hält dem vermeintlichen homo oeconomicus den Spiegel vor und lässt ihn erschrecken, zeigen sich doch an allen Ecken und Enden die Schwächen des menschlichen Geistes: Wir sind vernunftbegabt, aber nicht immer vernünftig. Selbst der umsichtigste Manager handelt konsequent irrational, weil er immer in die gleichen mentalen Fallen stolpert, die unser Hirn für uns bereithält. Stimmen die Ideen der behavioral economics – und vieles spricht dafür –, dann liegt die Ursache vieler Pleiten und Pannen, die Wurzel unseres Scheiterns in uns selbst. Wir sind die Pleite.
Extras:- Von Rückschaufehlern und Über-Optimismus: Die vier tückischsten Wahrnehmungsfallen für Manager
- Vier Strategien zur Umschiffung mentaler Stolperfallen
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern über die Gesetze des Irrtums