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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Andrea Bittelmeyer aus managerSeminare 299, Februar 2023
Jenseits von Selbstdarstellungszwängen: Welche positiven Effekte es haben kann, wenn sich Menschen im Job verletzlich zeigen
Herausfordernde Aufgabe: Warum es gerade Führungskräften oft schwerfällt, sich verletzlich zu zeigen
Psychologische Sicherheit: Warum Verletzlichkeit eine zentrale Säule des Konzepts ist
Culture Amp: Welche Erfahrungen ein Unternehmen mit Verletzlichkeit als zentralem Wert gemacht hat
Problematische Irrtümer: Warum es gefährlich sein kann, Verletzlichkeit als Führungskompetenz misszuverstehen
Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie hat Magdalena Rogl eine automatische Abwesenheitsnotiz eingerichtet, obwohl sie gar nicht verreist war. In der humorvoll getexteten Nachricht ließ die Leiterin der digitalen Kanäle bei Microsoft die Absender an sie gerichteter Mails wissen: „Ich arbeite im Homeoffice.“ In ihrem Fall sei dies, so schrieb Rogl, ein Haus voller pubertierender Teenager und Eltern, die alle abwechselnd in Lebenskrisen steckten. Arbeiten bedeute für sie derzeit: „Ich muss E-Mails dreimal lesen, bis ich den Inhalt verstehe. Dann brauche ich drei Anläufe, bis ich antworte.“ Rogl lebt in einer Patchwork-Familie, die vier Kinder waren zu diesem Zeitpunkt zwischen elf und 18 Jahre alt. Mit ihrer augenzwinkernden Notiz bat sie um Geduld, wenn sie in dieser herausfordernden Situation nicht in der üblichen Zeitspanne antwortete.
Aufgrund ihrer Offenheit schlug Rogls Nachricht im Social Web und in den Medien hohe Wellen. Danach befragt, warum sie zu diesem im Wirtschaftsleben ungewöhnlichen Mittel gegriffen hat, erklärt sie: „Ich habe schon immer gern unterhaltsame Abwesenheitsnotizen geschrieben. Diese jedoch hatte für alle Beteiligten einen besonders positiven Effekt.“ So wusste der Empfänger Bescheid und musste sich nicht ärgern, wenn die Rückmeldung auf sich warten ließ. Gleichzeitig nahm sich Rogl selbst Druck, weil sie ja schon reagiert hatte. Insgesamt war die Resonanz sehr positiv, viele Kollegen und Geschäftspartnerinnen fühlten sich nach Rogls Bekenntnis in ihrem eigenen Homeoffice-Wahnsinn weniger allein.
Die berühmt gewordene Abwesenheitsnotiz steht nicht nur für eine erfrischende Anekdote aus der für viele Menschen herausfordernden Corona-Zeit, sondern exemplarisch für einen Führungsstil, den sich Rogl bereits vor einigen Jahren als Social-Media-Managerin auf die Fahnen geschrieben hat und heute als Diversity-Beauftragte weiterführt: Vulnerable Leadership – zu deutsch: verletzliche Führung. Dieser Führungsstil beruht auf dem Grundgedanken, dass Führungskräfte zu ihren eigenen Schwächen, Unzulänglichkeiten und Fehlern stehen sollen, indem sie offen darüber sprechen. Damit entlasten sie sich selbst, weil sie wie alle anderen Menschen nicht perfekt sein können, Schwächen haben und gerade in neuen Situationen auch nicht immer sofort eine Lösung parat haben. Und sie entlasten die Mitarbeitenden, weil diese damit auch den Raum bekommen, ihre eigene Verletzlichkeit zu zeigen. Der positive Effekt für das Unternehmen laut Rogl: „Wer sich nicht ständig schützen und verteidigen muss, spart viel Energie, die er für seine Arbeit einsetzen kann.“
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