Nichts gegen die beiden Mannschaften. Mögen sie weiterhin gut in der Champions-League abschneiden! Und sicher haben die Trainer jeweils eine eigene Vorstellung vom modernen Fußball entwickelt. Aber ist das Erfolgsrezept eines Fußball-Lehrers gleich als Philosophie zu deklarieren? Muss es mit dem Versuch gleichgesetzt werden, die alten, aber immer noch aktuellen Menschheitsfragen zu beantworten: Wer bin ich? Was kann ich wissen? Wie soll ich Gut und Böse unterscheiden?
Eine noch größere Skepsis als beim Fußball überkommt mich bei Unternehmen, die ihren Kunden ganz ironiefrei eine 'Unternehmensphilosophie' darlegen, in wohlformulierten Leitbildern oder werbewirksamen Glanzbroschüren. Hier eine kleine willkürliche Auswahl: 'better work, better life' nennt der Personaldienstleister Adecco den Grundsatz, 'aus dem sich unsere Unternehmensphilosophie ableitet.' Die Shell AG teilt uns mit: 'Unsere Philosophie: 24-Stunden-Service – ohne Wenn und Aber! Ihre Zufriedenheit ist unser Ziel'. Vielleicht hat der Edeka an der Ecke da abgeschrieben, über der Gemüsetheke lese ich: 'Unsere Philosophie – Ihre Zufriedenheit'. Welch‘ originelle Botschaft. Unternehmen adeln ihr schlichtes Bemühen, die Kundschaft zufrieden zu stellen, als Philosophie.
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