Acht winzige Strichmännchen scharen sich zusammen, halten sich ängstlich bei den dünnen Händen. Über ihnen: ein riesiger blauer Hammer, der sie zu erschlagen droht. 'Das sieht ganz schön dramatisch aus', kommentiert Christiane Fruht das Bild, das in einem ihrer Change-Workshops entstanden ist. 'Außergewöhnlich ist es aber nicht', so die Münchner Beraterin. Die Buntstiftzeichnung verdeutlicht, wie bedrohlich Veränderung oft erlebt wird. Erst recht, wenn sich die Mitarbeiter – wie die kleinen Strichmännchen – von den Chefs im Stich gelassen fühlen: Im Bild schwebt das Leitungsteam übergroß, aber völlig abgehoben, über den dramatischen Ereignissen.
Dass das nicht so sein sollte, gehört mittlerweile zum Grundwissen von Führungskräften. Sie wissen, dass Veränderungen bei den Betroffenen negative Gefühle auslösen, die nicht ignoriert werden sollten. Die Angst vor Job- oder Machtverlust, die Sorge, an den neuen Herausforderungen zu scheitern, die Trauer um eingespielte Gewohnheiten sind Emotionen, die fast in jedem Change-Vorhaben zum Thema werden. Werden sie nicht ernst genommen, kommt auch das bestgeplante Projekt ins Stocken.
Manager sind deshalb zunehmend bereit, auf die emotionalen Vorbehalte ihrer Mitarbeiter einzugehen, so das Ergebnis der Change-Management-Studie 2012 von Capgemini Consulting: Drei Viertel der 150 befragten Manager gaben an, dass sie sich von dem Glaubenssatz leiten lassen, dass Veränderung schwer von außen aufgezwungen werden kann, wenn die innere Bereitschaft fehlt. Wer Menschen verändern will, muss vielmehr ihre Herzen berühren – von diesem Glaubenssatz zeigten sich sogar 85 Prozent überzeugt.
Extras:- Grafik: Der emotionale Prozess des Wandels
- Infokasten: Emotionale Führung
- Service: Kurzrezension eines Buchs über emotionale Führung, Hinweis auf einen Fachartikel und eine Studie zur Bedeutung der emotionalen Begleitung von Changeprozessen
- Umfrage zum Thema Change Management: Die Ergebnisse unserer Leserumfrage