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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Sibylle Kallwitz aus managerSeminare 293, August 2022
Stress öffnet Schubladen: Warum sich Führungskräfte besonders oft von Unconscious Bias leiten lassen
Demografie + Diversity: Warum das Thema Unconscious Bias zunehmend ins Bewusstsein rückt
Widersinnige Weiterbildungen: Wie Unconscious-Bias-Trainings vorurteilsgeleitetes Handeln und Diskriminierung fördern
Wirkungsvolle Weiterbildungen: Wie Trainings konzipiert und integriert sein müssen, um Schubladendenken effektiv zu verringern
Best Practice by Bosch und Siemens: Wie die zwei Konzerne unbewussten Vorurteilen entgegenwirken und was das mittelbar bewirkt
Aufdecken, analysieren, ankämpfen: Drei Verhaltensregeln für den Umgang mit den eigenen Unconscious Bias
Da Sie dieses Magazin lesen, sind Sie vermutlich daran interessiert, sich selbst weiterzuentwickeln, wissen sicher um die Bedeutung von Selbstreflexion in der Arbeitswelt – insbesondere in einer Führungsrolle – und sind wahrscheinlich auch ein erklärter Feind oder eine erklärte Feindin von Vorurteilen und Diskriminierung. Trotzdem geht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie sich im Job niemals von Vorurteilen leiten lassen und andere Menschen nie diskriminieren, gegen null. Das ist nicht despektierlich gemeint und auch kein Vorurteil. Das ist schlicht und einfach Fakt – der sich übrigens auch recht einfach selbst nachprüfen lässt.
Lassen Sie sich bei der nächsten Stellenbesetzung doch einmal 20 Bewerbungen ohne Foto und mit Schwärzungen des Namens sowie der Angaben zum Alter und dem Familienstatus geben und wählen Sie dann Ihre Favoritinnen und Favoriten aus. Gehen Sie danach – am besten mit ein paar Tagen Abstand – die nun ungeschwärzten Bewerbungen samt Fotos erneut durch. Wetten, dass Ihre Auswahl anders ausfällt: Vielleicht ist die junge, kopftuchtragende Migrantin zugunsten einer weniger qualifizierten deutschen Mitbewerberin nicht mehr im Rennen? Womöglich hat der junge Berufseinsteiger die 59-jährige Marketingkoryphäe aus dem Favoritenkreis gedrängt oder der weniger erfahrene Informatiker die deutlich erfahrenere Informatikerin. Und das, obwohl Sie Menschen niemals gezielt in mentale Schubladen à la „Für junge Muslima ist die traditionelle Hausfrau-/Mutterolle wichtiger als die Karriere“, „Ältere Mitarbeiter sind innerlich schon im Ruhestand” oder „Frauen sind in typischen Männerberufen fehl am Platz“ einsortieren würden. Wie ist das möglich?
Der Schlüsselbegriff lautet Unconscious Bias, zu Deutsch: unbewusste Vorurteile. Und die hat jeder Mensch, sagt Bertolt Meyer, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Technischen Universität Chemnitz: „Sie sind ein elementarer Teil unseres sozialen Wahrnehmungsapparats.“ Herausgebildet werden sie im Laufe der Sozialisation. „Unsere Gehirne speichern automatisch verallgemeinernde positive oder negative Annahmen über die Eigenschaften und Fähigkeiten von Menschen bestimmter Gruppen ab“, so Meyer, „dagegen können wir uns bewusst gar nicht wehren.“ Diese nisten sich dann als Stereotype (verallgemeinernde Annahmen) oder eben als Vorurteile (negative Stereotype und diskriminierendes Verhalten) im Unterbewusstsein ein und warten darauf, ungefragt abgerufen zu werden.
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