Wie wird in Deutschland weitergebildet? Zum zweiten Mal nach 2008 hat managerSeminare einen Blick in die Methodenkoffer der Trainer und Berater geworfen. Die neue Topmethode ist – nicht ganz überraschend – Coaching. Auch bei den weiteren Platzierungen gibt es einige Verschiebungen.
Gänzlich unerwartet kommt es nicht: Jene Weiterbildungsweise, über die in den vergangenen Jahren am meisten gesprochen und geschrieben, diskutiert und debattiert wurde, ist mittlerweile auch die am häufigsten genutzte: Coaching. Das geht aus der managerSeminare-Umfrage 'Trainingsmethoden 2010' hervor, an der sich 360 Weiterbildner beteiligt haben. Ein Drittel von diesen gab an, bei ihrer Arbeit 'immer' Coaching anzuwenden, 'häufig' setzt es jeder Zweite ein. Bei der vorausgegangenen Befragung im Jahr 2008 war Coaching noch auf dem fünften Platz gelandet. Damals rangierte die Beratungsmethode Supervision auf Platz eins. Ein möglicher Grund für den Wechsel an der Spitze im Ranking: die Bedeutungserweiterung des Begriffs 'Coaching', der mit dem Hype um die Methode einhergegangen ist. Während ursprünglich nur lösungsorientierte Beratung als Coaching bezeichnet wurde und die meisten Formen der reflexiven Beratung unter dem Label 'Supervision' liefen, wird immer häufiger auch im Zusammenhang von reflexiven Einzel-, Gruppen- oder Teamberatungsverfahren von Coaching gesprochen.
Gelernt wird in der RolleAuf dem zweiten Platz im Gesamtranking finden sich – ebenso wie vor zwei Jahren – die Simulationen. Wobei das Rollenspiel die am häufigsten eingesetzte Simulationsmethode ist. Jeder vierte Weiterbildner nutzt Rollenspiele 'immer', jeder zweite 'häufig'. Dieses Ergebnis weist auf eine Entwicklung hin, die Trendforscher seit einigen Jahren beobachten: Lernen findet immer mehr als ein 'Sich-Ausprobieren' statt. Die Forscher des Kelkheimer Zukunftsinstituts von Matthias Horx etwa sprechen in diesem Zusammenhang von dem Weiterbildungtrend 'How to be a …'. Während bei Simulationsmethoden am Modell gelernt wird, begleitet der Trainer beim Action-Learning Beschäftige bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen im Unternehmen. Diese Form des Lernens belegt im Ranking den dritten Platz. Betrachtet man ausschließlich die Gruppe der Topverdiener unter den Befragungsteilnehmern (Jahresbruttoeinkommen über 75.000 Euro) liegt Action-Learning sogar auf Rang eins. Im Umkehrschluss könnte das heißen: Für sehr konkretes, praxisbezogenes Lernen wird am meisten Geld in die Hand genommen.
Kultur des lebenslangen Lernens hinterlässt erste SpurenAls ein Vorbote der angestrebten Kultur des lebenslangen Lernens kann die hohe Platzierung des Problembasierten Lernens (Platz 4) gewertet werden. Mit der Methodik wird nämlich ein stark selbst gesteuerter Lernprozess angestoßen: Ausgehend von einer konkreten Problemstellung erarbeitet der Lerner – zwar in Absprache mit dem Trainer, dennoch weitgehend eigenständig – Lernziele und entsprechende Lernwege. Um sechs Plätze im Ranking nach oben geklettert ist die Methode der Gewaltfreien Kommunikation, die heuer auf dem fünften Platz liegt. Sie könnte man als eine Art Krisengewinner bezeichnen. Denn gut vorstellbar ist, dass der Bedeutungszuwachs des Tools, das unter anderem zur Lösung von Konflikten eingesetzt wird, mit einem erhöhten Konfliktpotenzial in den Unternehmen während der Krise zusammenhängt.
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Top 10 der Methoden1. Coaching   707*
2. Simulationen   615
3. Action-Learning   589
4. Problembasiertes Lernen   555
5. Gewaltfreie Kommunikation   527
6. Storytelling   487
7. Supervision   453
8. Collaborative Learning   427
9. Großgruppenübungen   425
10. NLP-Methoden   424
*Die Ranking-Zahl wurde nach folgender Formel ermittelt: (Anzahl der 'immer'-Nennungen x 3) + (Anzahl der 'häufig'-Nennungen x 2) + (Anzahl der 'selten'-Nennungen). Gefragt wurde: 'Wie oft nutzen Sie diese Trainingsmethode?'
Quelle: Umfrage 'Trainingsmethoden 2010' unter 360 Weiterbildnern. managerSeminare, Bonn 2010.