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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Michael Andrick aus managerSeminare 277, April 2021
Es gibt in unserer modernen Massengesellschaft kaum noch allgemeinverbindliche moralische Leitbilder. Das Einzige, was unsere Gemeinschaft heute zusammenhält, ist ein ständiges Spiel des gegenseitigen Respekterweisens: Wir kämpfen darum, in den Augen anderer Ansehen zu genießen und gewähren dieses Ansehen dabei auch den anderen – und zwar dann, wenn sie unseren Erwartungen entsprechen. Dies setzt uns unter permanenten Anpassungsstress. Denn bei unseren wechselnden Gegenübern können wir oft nur schwer erraten, was von uns in genau dieser Situation erwartet wird. Daher beobachten wir uns ständig von außen, sind auf unsere Wirkung in den Augen anderer bedacht – und verlieren darüber vielleicht unsere eigene, wertende Perspektive auf die Dinge.
In der Arbeitswelt scheint klar zu sein, was von uns erwartet wird. Folgen wir den Regeln unseres Geschäfts, unserer Funktion, dann bekommen wir automatisch das Ansehen, das wir uns wünschen. Mehr noch: Agieren wir professionell, das heißt, lassen wir bei der Arbeit alle Gefühle und Erwägungen, die nicht dem unmittelbaren Zweck dienen, außer Acht, dann gelten wir vielen geradezu als tugendhaft. Das sollte uns nicht zu Kopf steigen: Denn wer sich professionell verhält, der urteilt gerade nicht selbst, sondern befolgt einfach Vorgaben. Weit gefehlt, dass Professionalität Tugend bedeutet; sie bildet bloß Gewohnheiten aus. Wer sich ihr unreflektiert verschreibt, läuft sogar Gefahr, das eigenständige moralische Urteilen regelrecht zu verlernen.
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