Zuerst hatte Richard Easterlin kein Glück: Als er 1974 der Fachzeitschrift 'American Review Journal' einen Aufsatz über seine Forschungsergebnisse anbot, erhielt er eine brüske Absage. Der US-Ökonom hat auf der Grundlage von Daten aus 13 Ländern ermittelt, dass die Menschen in reicheren Staaten nicht zwangsläufig glücklicher sind als in armen. Gleichzeitig, so seine Beobachtung, blieb das allgemeine Glücksempfinden in einem Land oft über Jahre hinweg gleich, auch wenn das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen beträchtlich stieg. Diese Ergebnisse passten nicht zur damals herrschenden Ansicht, dass Wohlstand und Glück praktisch gleichzusetzen sind. Easterlin veröffentlichte schließlich nur in einem unwichtigen Sammelband. Über den Flop seiner Forschungen war er so frustriert, dass er diese an den Nagel hing.
Anfang der 90er Jahre wendete sich das Blatt. Damals entdeckten europäische Wirtschaftsforscher das Thema für sich, gruben Easterlins alten Aufsatz wieder aus und knüpften an seine Forschungen an. Easterlins anfangs verschmähte Arbeit war – mit 15 Jahren Verspätung – zum Urknall der Glücksökonomie geworden. Für seine bahnbrechende wissenschaftliche Leistung wird ihm das Deutsche Institut für Arbeitsmarktforschung (IZA) im Oktober 2009 den mit 50.000 Euro dotierten IZA-Preis verleihen.
Mittlerweile ist Glück das Top-Thema in den wirtschaftlichen Reviews weltweit. Und auch andere Disziplinen graben mit neuem, enormem Elan nach den Gründen und Hintergründen von Glück: Die Soziologie sucht via Befragungen dem gesellschaftlichen Glücksempfinden auf die Spur zu kommen, die Neurobiologie erforscht die Chemie des Glücks, die Theologie beleuchtet den Beitrag von Religion für ein glückliches Leben und die Psychologie hat gleich eine neue Disziplin konstituiert: die positive Psychologie.
Extras:- Die Stärken des Glücks: Sechs Eigenschaften, die in besonderem Maß die Lebenszufriedenheit fördern
- Selbsttest: Wie groß ist Ihr Glückspotenzial?
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von vier Büchern zum Thema Glück