Viel Stoff - wenig Zeit. Wenn Sie als Trainer tätig sind, wissen Sie sofort, wovon die Rede ist. Vielleicht nutzen Sie auch öfters eine Formulierung wie „Heute habe ich nicht alles geschafft“ oder „Mit dem Stoff bin ich noch nicht ganz durch“. Dann befinden sie sich in guter Gesellschaft. Denn mit diesen oder ähnlichen Worten beschreiben Weiterbildner eine für sie ganz alltägliche Situation. Zu groß scheint die Menge des Lehrstoffes zu sein, als dass sie im vorgegebenen zeitlichen Rahmen vermittelbar wäre.
Häufig hängt dieses Stoffmengenproblem eng mit der Haltung zusammen, mit der Experten ihren Inhalten begegnen: „Ich bilde andere weiter, weil ich zu den Fachleuten meines Gebietes zähle. Ich zähle zu den Fachleuten, weil ich über ein großes Fachwissen verfüge. Also muss ich versuchen, dieses Wissen möglichst vollständig an meine Teilnehmer weiterzugeben.“
Dieses Vollständigkeitsprogramm resultiert allerdings aus einem Missverständnis: Fachleute sind nicht deshalb Fachleute, weil sie besonders viel wissen. Sondern weil sie als Einzige wissen, was für die jeweilige Zielgruppe wichtig ist und was nicht. Deshalb besteht ihre vorrangige Aufgabe auch darin, abgestimmt auf die Zielgruppe und den zeitlichen Rahmen das Wesentliche eines Inhalts zu erfassen und in Sprache zu kleiden. Der lehrende Fachmann muss Inhalte reduzieren.
Reduzieren ist aber nicht gleichzusetzen mit Simplifizieren. Reduzieren ist mehr. Wer reduziert, gibt dem Lerner Orientierung. Und zwar, indem er Überblicke verschafft, Zusammenhänge herstellt und dem Lehrstoff Struktur gibt. Gleichsam kann Reduzieren aber auch bedeuten, an bestimmten Stellen Tiefenbohrungen vorzunehmen. Also wirklich zentrale Punkte herauszupicken und mit diesen kleinen Einheiten große Zusammenhänge zu erklären.
Extras:- Übungen fürs Reduzieren: Drei Aufgaben, mit denen sich die Reduktion von komplexem Lernstoff trainieren lässt
- Service: Hinweise auf zwei Fachbücher zur Gestaltung von Lernmaterialien