Jetzt denkt keiner mehr daran, wie die Besprechung weiter geht: Die Tür fliegt auf, zwei Unbekannte stehen plötzlich im Konferenzraum. “Sonder-Ermittler!”, rufen sie in die verdutzten Gesichter und zücken ihre Dienstmarken, “keiner verlässt den Raum! Halten Sie Ihre Personalausweise bereit”. Fragende Blicke machen die Runde. Keinem der anwesenden Manager sieht man jetzt noch die Führungskraft an. Verdattert fingert der erste nach seiner Brieftasche, sucht den Ausweis: Die Polizei kommt gleich.
Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Szene aus dem neuen Tatort, ist ein Seminar für Manager. Statt per Flip-Chart und Folienvortrag zu lernen, wird Krimi gespielt: Zunächst ist die Gruppe noch überrascht, dann begreifen die Ersten, und machen mit: Sie suchen den Mörder in einem fiktiven, mit Schauspielern nachgestellten Kriminalfall. Die gemeinsame Arbeit an dem Fall erstreckt sich über ein bis zwei Tage. “So trainieren wir Teamarbeit spielerisch”, sagt Anja Deilmann von der Agentur Deilmann, Köln, die das Krimi-Seminar ausrichtet.
Ein ungewöhnliches Format für ein Manager-Seminar - längst jedoch kein Einzelfall mehr. Während sich die Manager im Schlosshotel Waldeck im Detektivspiel üben, wandern andere durch die Wüste und spüren den Sandsturm auf ihrer Haut. Auch das ist kein Robinson-Club für den wohlverdienten Urlaub vom Büro, sondern ein sechstägiges Seminar mit dem Thema Strategiefindung und Selbsterfahrung. Hier fehlen ebenfalls die Insignien des Seminarbetriebs. Es gibt keinen Beamer, keine Metaplanwände, keine Handouts.
Solche Formate gibt es inzwischen zuhauf. Seminaranbieter und Trainer wechseln die Szenerie - und bringen ihre Inhalte in ungewöhnlichen Formaten an den Markt. Im Angebot sind nicht nur Wüsten- und Detektivseminare, sondern auch Trainings im Pferdestall, Seminare 250 Meter unter der Erde in einer Kohlegrube oder mitten unter einer Rotte von Hunden.
Extras:
- Die Vielfalt alternativer Seminarformate: vom Lach-Semianar über die Schnitzeljagd bis hin zum Feuerlauf.