Ohne Teams scheint heute gar nichts mehr zu gehen: Teamarbeit, teamfähig, Teamgeist, Teamplayer - so tönt es aus den Personalabteilungen. Heute praktizieren mehr als zwei Drittel der Unternehmen Gruppenarbeit, oder planen zumindest ihre Einführung. Aber: Es ist längst nicht alles Gold, was glänzt. Gunter Lay vom Fraunhofer Institut für Systemtechnik und Innovation (ISI), Karlsruhe, fand bei einer Erhebung in der Investitionsgüterindustrie heraus: Die Unternehmen sagen zwar, sie machen Teamarbeit – aber sie tun es tatsächlich gar nicht immer.
Auf jeden Fall out ist Teamarbeit an der Spitze der Unternehmen: Firmen werden von starken Einzelpersonen geführt, nicht von Teams, sagt Managementexperte Peter F. Drucker. Nicht der Vorstand macht den Erfolg oder den Misserfolg, sondern immer einzelne seiner Mitglieder: Ferdinand Piëch, nicht irgendein Leitungsteam, ist Vater des Erfolgs von Volkswagen. Berndt Pischetsrieder, nicht sein Team, das die Arbeit tat, wurde für den Misserfolg von Rover haftbar gemacht.
Wenig ausgeprägt scheint der Teamgedanke auch im mittleren Management zu sein. Das lässt sich bereits an äußeren Anzeichen festmachen: Personalakten werden über Einzelpersonen, nicht aber über Gruppen geführt. Arbeitszeugnisse gibt es ebenfalls nur für Individuen. 'Niemand schreibt in ein Zeugnis, dass ein Manager Mitglied einer erfolgreichen Gruppe gewesen sei', sagt Hedwig Kellner, Unternehmensberaterin in Hamburg und Autorin des Buchs 'Die Teamlüge'.
Einzelarbeit, Einzelentscheidung und Hierarchie sind für Alltagsaufgaben oft der richtige Weg. Davon lässt sich abweichen, wenn die Gruppe Vorteile bringt - etwa in funktionsübergreifenden Prozessen, wenn Spezialeinheiten (Task Forces) für besondere Aufgaben eingesetzt werden sollen, oder wenn Wissen aus vielen Köpfen rasch zusammengetragen und genutzt werden soll.
'Die Gruppen müssen schnell wirksam werden, und während der Projektdauer allen Beteiligten eine Arbeitsheimat auf Zeit bieten', erläutert Martina Weidlich, Inhaberin der Weidlich Unternehmensberatung, Offenbach. Trainer sollten dazu beitragen, dass Teamarbeiter Methoden für die wirksame Zusammenarbeit schon vorher beherrschen, damit in heißen Phasen keine Produktivitätsverluste auftreten. 'Denn', so Martina Weidlich, 'das trainierte Team ist das bessere Team'.
Extras:
- Info-Kasten: Sechs typische Irrtümer, wenn es um das Zusammenarbeiten im Team geht.
- Checkliste: Funktioniert ihr Team?
- Info-Kasten: Die häufigsten Missverständnisse im Zusammenhang mit Teamarbeit.
- Leserbefragung: Die Leistungsfähigkeit von Teams und typische Fehler von Teamleitern aus der Sicht der Leser von managerSeminare.
Beitrag von Axel Gloger, Claudia Thiel, Dr. Konrad Rump, Jürgen Graf aus managerSeminare 41, März 2000