Was Networking für sie bedeutet? Bei der Frage muss Kathrin Meier (Name geändert) seufzen. 'Große Anstrengung', sagt die 29-Jährige. Dabei gehört die Risikomanagerin nicht zu den Kontaktscheuen. Für den Job im Großunternehmen zog sie erst vor wenigen Jahren vom beschaulichen Trier in die Millionenstadt München. Neue Stadt, neues Umfeld – Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, darin ist die Jungmanagerin durchaus geübt. Kontaktpflege im Konzernalltag findet sie dennoch strapaziös. 'Es gibt einen regelrechten Dating-Zwang für die Mittagspause', sagt Meier. Nur mit dem Lieblingskollegen oder etwa alleine essen? Ein No-go. 'Um von hoch dotierten Jobs zu erfahren und sich selbst dafür ins Gespräch zu bringen, muss man gut vernetzt sein', weiß die Managerin. Ein gemeinsamer Gang in die Kantine gilt dafür als ideale Gelegenheit, die gut kalkuliert sein will: Wer bringt mich weiter? Welche Themen bespreche ich mit wem? 'Manche Kollegen verbringen rund 30 Prozent ihrer Arbeitszeit allein damit, ihre nächsten Networking-Schritte zu planen', erzählt Meier.
Branchenevents besuchen, Xing-Kontakte sammeln, Vorgesetzte umgarnen: Mehr denn je setzen viele Berufstätige vor allem auf emsiges Netzwerken, um im Job voran zu kommen. Auf der Suche nach Kontakten und in dem Bemühen, in Erinnerung zu bleiben, verbringen sie viel Zeit auf Veranstaltungen und im Internet. Geht soviel Eifer nicht zu weit – fragen sich all jene, denen wie Kathrin Meier die Networking-Wut ihrer Kollegen nicht geheuer ist. Und wie viel Aufwand ist fürs Netzwerken tatsächlich nötig?
Seilschaften, Logen, Vetternwirtschaft – Begriffe wie diese erinnern daran, dass Networking keine Erfindung des 21. Jahrhunderts ist. Beziehungspflege aus Businessgründen hat es schon immer gegeben.
Extras:- Kommunikation, Themenwahl, Sympathien – Empfehlungen für entspanntes Netzwerken
- Service: Kurzrezensionen von vier Büchern über Networking und Hinweis auf einen Fachartikel über Business Networking, außerdem Hinweise auf drei Webseiten mit weiterführenden Informationen