Der Verlust gesellschaftlicher Konventionen läßt sich sogar datieren. Studentenrevolte 1968: Wer modern sein wollte, erzog seine Kinder antiautoritär und frei von gesellschaftlichen Zwängen. Etikette und traditionelle Umgangsformen, Status und berufliches Ansehen galten als geradezu reaktionär. Nun stoßen erfahrungsgemäß Erziehungsmethoden - egal welcher Art - bei den Betroffenen auf eine gewisse Skepsis und führen nicht selten zu exakt gegenteiligen Verhaltensweisen. Heute sind eben diese Betroffenen zwischen 30 und 40 Jahre alt, haben - vielleicht aus Trotz - bereits ein beträchtliches Stück der Karriereleiter hinter sich und setzen zum Sprung nach ganz oben an. Wenn es dann nicht klappt, müssen Gründe gesucht werden - mangelnde Manieren und vernachlässigte Kleidung?
Spätestens, nachdem im letzten Jahr der Verlag Norman Rentrop mit dem Loseblattwerk 'Stil- und Etiketteberater' auf den Markt gekommen ist, dürfte auch Skeptikern klar geworden sein, daß mit dem Thema Geld zu verdienen ist. In Unternehmen lösen sich die Hierarchien auf, der 'Runde Tisch' gehört zu den Worten des vergangenen Jahres, passen da die dort behandelten Themen wie 'protokollarische Rangfolge', 'Sitz- und Tischordnungen' noch in unsere Zeit?…