Wenn in Unternehmen Wörter wie 'Wissensmanagement' oder 'Wiki' fallen, ist das Gespräch mitunter schnell beendet. 'Je nachdem, mit wem man spricht, sind das schlicht verbrannte Begriffe', berichtet Alexander Richter. Der Leiter der Forschungsgruppe Kooperationssysteme an der Bundeswehr-Uni in München hat schon viele Unternehmen bei der Einführung von Kommunikations- und Kollaborationssytemen begleitet, große Konzerne wie Bosch, Siemens, Allianz zählen dazu. Er weiß daher sehr gut, was für ein heikles Thema Wissensmanagement sein kann. Zu hoch sind die Hoffnungen, die sich mit der Möglichkeit verbinden, das gesamte Wissen eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter zu bündeln, zu sortieren und zu systematisieren. Und zu schlecht sind die Erfahrungen, die dabei gemacht wurden.
Angefangen hat es in den 90er-Jahren, damals wollten Unternehmen mittels Intranet und Dokumentenverwaltungssystem dafür sorgen, dass jeder weiß, was alle wissen. Geklappt hat das nur selten: Die zentralen Informationsspeicher wurden zu digitalen Staubfängern, die aufwendig gepflegten Intranets wurden allenfalls nach dem Kantinen-Menü befragt, wenn überhaupt. 'Später kamen die Wikis, an denen sich jedoch auch kaum jemand beteiligt hat', erzählt Lutz Hirsch von der auf Unternehmensportale und Intranets spezialisierten Agentur Hirschtec die glanzlose Geschichte des Wissensmanagements weiter. Das ursprüngliche Problem blieb ungelöst: Das Wissen der Unternehmen steckt weiterhin verteilt in den Köpfen der einzelnen Mitarbeiter, unerfasst, ungenutzt und unsicher, denn es verschwindet, wenn sein Besitzer das Unternehmen verlässt. Unternehmen wissen also nicht, was sie wissen, sie verschwenden ihr Know-how und die Ideen, die sich daraus ergeben könnten. 'Das klassische Wissensmanagement', so Hirschs Resümee, 'ist gescheitert.'
Extras:- Infokasten: Kurzbeschreibung von 8 Firmennetzen
- Hürden in den Köpfen: Mythen über Social Software
- Voraussetzungen für soziales Wissensmanagement: Das Vier-Ebenen-Modell
- Literaturtipps: Kurzrezension eines Buchs über Social Intranets und Hinweis auf zwei Fachartikel