Seit dem Reaktorunglück in Tschernobyl kämpft Ursula Sladek gegen die Atomenergie. Dabei ist die Stromrebellin – wie sie in der Presse genannt wird – einen eindrucksvollen Weg gegangen: Zusammen mit anderen Aktivisten übernahm sie das regionale Stromnetz des Schwarzwald-Städtchens Schönau. Sie gründete die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) und liefert ihren Kunden seitdem atomstromfreien und klimafreundlichen Strom.
Mit diesem Sieg im jahrelangen Machtkampf gegen die Kraftübertragungswerke Rheinfelden, dem damaligen Inhaber des umfochtenen Stromnetzes, legte Sladek den Grundstein für eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte: Die EWS, die anfänglich 1.700 Kunden zählten, beliefern inzwischen mehr als 100.000 Privathaushalte, Gewerbebetriebe und Industrieunternehmen. Der Umsatz im Jahr 2010 betrug etwa 75 Millionen Euro, der Gewinn lag bei zwei Millionen. Die Genossenschaft gehört über 1.000 Teilhabern, die Gewinne des Unternehmens werden in grüne Stromanlagen wie Solar- und Wasserkraftwerke investiert.
Mit den EWS steht Sladek nicht nur inmitten der aktuellen Atom- und Energiediskussion. Obendrein ist sie das Paradebeispiel einer Social Entrepreneurin – was so viel bedeutet wie: Sie hat ein gesellschaftliches Problem mit unternehmerischen Mitteln gelöst. Und dabei ein Modell entwickelt, das sich auf andere Gemeinden übertragen lässt. Sladek: 'Mir war wichtig zu zeigen, dass alternative Energieversorgung wirtschaftlich und machbar ist.' Aber, so fügt sie hinzu: 'Geld zu verdienen war nicht das primäre Ziel.' Damit nennt die engagierte Unternehmerin den springenden Punkt beim sogenannten Social Entrepreneurship oder auch Social Business.
Extras:- Wann das Business ein Social Business ist: Sieben Kriterien – nach Nobelpreisträger Mohammad Yunus
- Social Business in Deutschland: Sechs Beispiele
- Linktipps: Vier Webseiten mit weiterführenden Informationen zum Bereich Social Business
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von zwei Büchern sowie Hinweis auf einen Fachartikel und eine Studie über Social Business