Schlechte Aussichten – für Arthur Schopenhauer kein Problem. Im Gegenteil: Während nach 1800 die Anhänger des Idealismus ein neues, euphorisches Bild von der Welt und vom Menschen entwerfen, propagiert der vielleicht schwierigste deutsche Denker den Pessimismus. Denn er allein, so Schopenhauer, bedeutet, sich die Welt schonungs- und illusionslos anzuschauen. Der 'obligate Optimismus' seiner Zeit empört ihn, der allgegenwärtige Glaube an die Vorrangstellung der Idee und der Vernunft widert in an. Mit der Theorie seines Vorgängers Gottfried Wilhelm Leibniz, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben, räumt Schopenhauer daher radikal auf. Denn für ihn bedeuten solche Ansätze, die Welt zum bloßen 'Guckkasten' zu verniedlichen und den Menschen zum 'Staubkorn' zu degradieren, das sich täuschen lassen muss, wenn es die Welt ertragen will.
Der obligate Optimismus von damals findet in der heutigen Businesswelt seine Entsprechung in all den Konzepten, Finanzplänen und Management-Theorien, mit denen wir versuchen, uns das Wirtschaftsgeschehen begreifbar zu machen. All die Modelle und Zahlenwerke, mit denen wir uns doch nur die Illusion schaffen, zu verstehen, was wirklich los ist. Doch wir verstehen nichts, denn eigentlich, so Schopenhauer, ist die Existenz absurd und diese 'Absurdität ist schreiend'. Damit ist jedoch der Versuch, dieser Existenz nahezukommen, nicht am Ende. Er fängt gerade erst an. Denn in der Absurdität liegt zugleich die Herausforderung, sinnstiftend zu wirken. Die Welt ist chaotisch – darin liegt die Chance, sie zu gestalten. Das Leben ist Leiden – darin liegt die Perspektive, es zu überwinden.
Extras:- Arthur Schopenhauer: Leben und Werk kurz dargestellt
- Literaturtipps: Hinweise auf ausgewählte Werke von Schopenhauer und eine Biografie über den Philosophen