'Man soll nur das lesen, was man auch bewundert', wird Goethe zitiert. Doch was an den Kathedern der Klassiker gelten mochte, hat in den Büros des Informationszeitalters keinen Platz mehr: Die Schreibtische biegen sich unter Akten, Fachzeitschriften, Protokollen. Die elektronische Kommunikation via E-Mail hat noch einmal große Mengen von Texten auf die Schreibtische gespült. Gelesen werden will alles - egal ob bewundernswert oder banal, aktuell oder altbacken. Doch genau damit haben immer mehr Menschen Probleme: Sie bewältigen die Mengen an Text im Berufsalltag nicht mehr. Akten werden gestapelt und verdrängt, Protokolle hektisch überflogen und später nicht mehr erinnert, Artikel quer gelesen und nicht verstanden. Vom 'funktionalen Analphabetismus', spricht gar Professor Heinz Mandl, Psychologie-Professor der Universität München.
'Nicht verwunderlich' findet sein Kollege, Professor Bernd Sösemann von der Freien Universität Berlin, den Kampf mit der Textflut. 'Die Lesekompetenz aus der Grundschule reicht nicht für das ganze Leben', ist er sich sicher. Die Siebenjährigen entschlüsseln jeden Buchstaben einzeln und setzen danach Wort für Wort zusammen. Für die ersten Geschichten um Mimi ist dieses Baukastenprinzip sinnvoll, bei größeren Lesemengen jedoch viel zu langsam. Neben Tempo mangelt es den meisten Erwachsenen an Sicherheit, denn der Automatismus in der Kulturtechnik Lesen stellt sich in der PC- und TV-Generation immer seltener ein. 'Im Erwachsenenalter muss jeder seine eigene Lesetechnik entwickeln. Wir sind alle Autodidakten in der Schlüsselqualifikation Lesen - das ist ein Unding', schimpft der Hochschullehrer.
Ganz auf sich selbst angewiesen sind diejenigen, die ihr Lesetempo steigern wollen, jedoch nicht: Zahlreiche Trainer bieten ihre Dienste rund ums Lesen an.
Extras:- Schnelllesetechniken im Ãœberblick
- Sechs Tipps für effektives Lesen
- Service: Link-Tipps zu den Themen Leseoptimierung, Leseprobleme und Schnelllesen