Schlauer lernen

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Suchen Sie das Komplizierte!

Henning Beck erklärt, warum wir einen Hang zur Vereinfachung haben.

Nie war die Welt unübersichtlicher als heute – und vor allem komplizierter. Früher war das größte Risiko beim Autofahren, dass irgendwann ein Reifen oder die Kühlung platzt. Heute ist das mit allerlei Software hochgerüstete Kfz anfällig für jeden verrutschten digitalen Sensor. Wie soll man da noch durchblicken?

Zum Glück ist ein Gehirn faul, pardon: energiesparsam, und teilt sich seine Denkkraft ein. Nach dem einfachen Muster: Wenn du viele Möglichkeiten hast, einen Sachverhalt zu erklären, wähle die einfachste. Konkretes Beispiel: Sie könnten behaupten, das kürzlich grassierende Coronavirus sei in Fledermäusen entstanden, dann auf Schuppentiere übergesprungen, die zufälligerweise auf einem Wochenmarkt in China angeboten wurden, woraufhin dieses Virus dort auf den Menschen übersprang und plötzlich so gut an ebenjenen Menschen angepasst war, dass es sich flugs ausbreitete. Möglichkeit 2: Ein unachtsamer Laborant passte nicht auf, woraufhin ein Virus freigesetzt wurde. Selbst wenn Sie sehr rational eingestellt sind, werden Sie zugeben müssen: Variante 2 klingt irgendwie „griffiger“. Beim ersten Szenario muss man nämlich von mehreren Ursachen ausgehen (Fledermäuse, Schuppentiere, Wochenmarkt), beim zweiten nur von einer (einem trotteligen Laboranten). Die meisten Menschen bevorzugen in solchen Fällen die Erklärvariante, die nur mit einer Ursache auskommt. Der Fachbegriff für dieses Denkphänomen nennt sich „Root Simplicity“, die „Ursachenvereinfachung“.

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In vielen Fällen ist dieses Denkprinzip äußert effektiv, um lästigen Unrat an Informationen zu entfernen und Probleme klar zu identifizieren. Wir finden solche Erklärungen im Übrigen auch besonders „schön“. So wird von allen wissenschaftlichen Theorien in Umfragen die Evolutionstheorie als die schönste beschrieben: Denn bloß drei Annahmen (Mutation, Selektion, Rekombination) reichen aus, um die komplette Entwicklung des Lebens zu beschreiben. Wenngleich das für einen Großteil noch zu viel ist. 40 Prozent der US-Amerikaner glauben, dass der Mensch kein Produkt der Evolution, sondern in seiner heutigen Form von Gott geschaffen wurde. Das ist übrigens dasselbe Land, das 40 Prozent aller bisherigen Nobelpreisträger stellt. Bestimmt gibt es auch eine einfache Erklärung dafür. Ich kenne sie aber noch nicht.

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