Schlauer lernen
Schlauer lernen

Kein Risiko ist auch keine Lösung!

Henning Beck erklärt, warum wir bei Risikofokussierung keine Ideen für die Zukunft haben.

Als ich Biochemie studierte, war ich häufig in einem Gebäude, dessen Flure mit großen holzvertäfelten Wänden geschmückt waren. Nun sind große Holzflächen direkt neben chemischen Labors aus Brandschutzgründen keine gute Idee. Leider kam diese Einsicht ein bisschen zu spät, denn die Holzverkleidungen hingen schon so lange im Gebäude, dass sie denkmalgeschützt waren. Es kam also zum ultimativen Showdown der deutschen Risikogesellschaft: Brandschutz gegen Denkmalschutz. Wer wird obsiegen? Es war der Brandschutz. Nachdem er denkmalgerecht umgesetzt werden konnte.

Das Problem von hoch entwickelten Gesellschaften ist, dass sie in erster Linie beschützen wollen, was sie haben. Jede neue Idee muss sich deswegen in einer Risikobewertung beweisen. Und je wohlhabender und gesünder eine Gesellschaft ist, desto mehr Angst hat sie davor, ebenjenen Lebensstandard aufs Spiel zu setzen. In einer repräsentativen YouGov-Umfrage vor vier Jahren gaben über zwei Drittel der Europäer an, dass man gentechnisch veränderte Lebensmittel nur freisetzen darf, wenn „wissenschaftlich erwiesen ist, dass ihre Freisetzung weder die Biodiversität, die menschliche Gesundheit, die Landwirtschaft oder den Frieden schädigt“. Mit dieser ultimativen Forderung nach dem Nullrisiko hat sich das Thema ein für alle Mal erledigt. Denn es ist philosophisch beweisbar: Der Beweis einer Nichtexistenz (auch von Gefahren) ist unmöglich.

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