Eigentlich will Harald Metzler gar nicht hier sein. Nicht in München. Nicht im Holiday Inn. Nicht im Raum Darwin. Wie konnte er sich darauf nur einlassen? Anstatt mit seiner Familie gemütlich beim Frühstück zu sitzen, steht er hier mit acht Männern und drei Frauen und soll bewusst atmen. Ein, aus, dabei hoch auf die Zehenspitzen und wieder runter. Gut gegen die Angst soll das sein, die einen überfällt, wenn man gleich vor vielen Leuten sprechen muss.
Metzler kennt diese Angst gut. Seit einem halben Jahr ist der 38-Jährige beim Schweizer Kunststoffverarbeiter Jakob in Mels nicht nur für die Qualitätssicherung zuständig, sondern auch für den Vertrieb. Muss zu Kunden fahren, präsentieren, sie begeistern. 'Echt Horror', sagt Metzler. Der Magen krampft, die Hände zittern, die Beine halten nicht still. 'Am liebsten würde ich weglaufen.' Spontan hat er entschieden, damit muss jetzt Schluss sein. So meldete er sich beim Rhetorikseminar von Matthias Pöhm an. Angeblich das härteste der Welt. In zwei Tagen 17 Reden halten – vor Publikum. Metzler: 'Keine Ahnung, wie ich das schaffen soll.'
Viel Zeit zum Angst-weg-Atmen bleibt den zwölf Teilnehmern nicht. Die drei Co-Trainer stellen sich vor, jeder betreut vier Kandidaten. Schnell werden die Mappen mit den Seminarinhalten verteilt, dann geht es kurz nach acht Uhr über den Gang hinüber zum großen Tagungsraum.
Die Tür klappt auf, der Saal ist knallvoll: 150 Zuhörer sitzen da. Als passive Teilnehmer haben auch sie sich zum Seminar angemeldet. Von ihren Stühlen aus werden sie die Reden der zwölf aktiven Teilnehmer – der sogenannten VIPs – mitverfolgen und die Feedbacks in sich aufnehmen, die die Trainer den Akteuren geben. Gleichzeitig sorgen sie für Lampenfieber-Atmosphäre.
Extras:- Von rhetorischen Wirkfragen bis zu anonymem Reden: 10 Techniken, um Emotionen zu erzeugen
- Service: Kurzrezension eines Buchs von Matthias Pöhm, Hinweis auf einen Fachartikel und auf das nächste Rhetoriktraining