Die Keynote-Speach der diesjährigen MacWorld gleicht einem Feuerwerk: Apple-Chef Steve Jobs schafft es, sein Publikum in wenigen Minuten auf die wichtigsten Neuheiten einzuschwören. Der Knaller kommt zum Schluss – und zwar ganz Low-Tech: Jobs zieht mit lässiger Geste das neue superflache MacBookAir aus einem gewöhnlichen Briefumschlag. Dahinter auf der Leinwand: 1.799 US-Dollar, der Verkaufspreis für dieses Wunderwerk der Technik. Applaus – „Thank you“ – Abgang – einige Takte von Randy Newman am Klavier zum musikalischen Ausklang.
Steve Jobs gilt auch hierzulande als einer der begabtesten Redner der US-Wirtschaft. Und als einer der vielseitigsten, wenn man z.B. an seine viel beachtete, sehr nachdenkliche und persönliche Rede vor Studenten („You´ve got to find what you love“) an der Stanford University 2005 denkt. Zahlreiche öffentliche Auftritte des Gründers von Apple, Next und Pixar finden sich als Videostreams auch auf den Internetseiten deutscher Reden-Profis. Nach guten deutschen Beispielen – vor allem aus der Wirtschaft – sucht man indes vergebens.
Und das gilt nicht nur im Internet, sondern – bis auf Ausnahmen – auch in der realen Welt: Schaut man sich die Jahresansprachen von Konzernchefs oder die Bilanzpressekonferenzen führender IT-Unternehmen an, dann kann von Feuerwerken keine Rede sein: Es wimmelt nur so vor Zahlenkolonnen, Tabellen und Wachstumskurven. Die Powerpoint-Manie vieler Redner aus den Führungsetagen deutscher Unternehmen kennt anscheinend keine Grenzen.
Anscheinend, denn ein Wandel bahnt sich an: „Die Wirtschaft hat zunehmend Inszenierungscharakter“, sagt die Theaterwissenschaftlerin Brigitte Biehl, die den Zusammenhang zwischen der Bühnenwelt und der Selbstdarstellung deutscher Wirtschaftsbosse untersucht hat.
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