Für alle Fragen rund um unsere Webseite, unsere Medien und Abonnements finden Sie hier den passenden Ansprechpartner:
Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Constantin Gillies aus managerSeminare 277, April 2021
Log-in-Name statt Gesicht: Warum Menschen im virtuellen Raum weniger Mobbing-Hemmungen haben als im analogen
Krise, Kurzarbeit, Kündigungen: Warum Mobbing während der Corona-Pandemie besonders gut gedeiht
Schnell und diskret: Wie Führungskräfte bei einem Mobbing-Verdacht vorgehen sollten
Kleine Nadelstiche statt große Hiebe: Warum es so schwerfällt, Mobbing zu erkennen und nachzuweisen
Kommunikationsregeln und Kontakt: Wie Führungskräfte Mobbing wirkungsvoll vorbeugen können
Eigentlich ist es nur eine Kleinigkeit: Der Teamleiter hat ein Online-Dokument mit anstehenden Aufgaben angelegt und teilt es mit allen – nur nicht mit Kollegin B. Ihre Mailadresse fehlt auf der Liste der Leseberechtigten. Als sie davon erfährt, hakt sie bei der Führungskraft nach. „Sorry, ein Versehen“, entschuldigt sie sich. Doch schon am nächsten Tag passiert das nächste vermeintliche Versehen: Alle werden zum Zoom-Meeting eingeladen – und wieder erfährt Kollegin B. nichts davon. Prompt entgeht ihr eine wichtige Info, und sie macht einen Fehler. „Wir müssen über Ihre Leistung sprechen“, fährt sie der Teamleiter beim nächsten Online-Meeting vor allen an. Damit ist die Hetzjagd eröffnet: Das ganze Team fängt an, an der Arbeit von B. herumzukritisieren, jeder kleine Fehler der Kollegin wird aufgebauscht – bis die nach ein paar Wochen entnervt kündigt.
Solche Fälle von sogenanntem Remote Mobbing häufen sich. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die dunklen Seiten der Bürowelt auch dann nicht verschwinden, wenn keiner mehr im Büro ist. Sie treten sogar noch stärker zutage: „Im Homeoffice wird mehr beleidigt, diffamiert und schikaniert“, beobachtet Uwe Leest vom Bündnis gegen Cybermobbing, Karlsruhe. „Vor allem das anonyme Mobbing verstärkt sich.“ Laut einer Erhebung seines Vereins aus dem Jahr 2018 sind etwa 30 Prozent aller Deutschen schon einmal Opfer von Mobbing über digitale Medien geworden. Das entspricht einer Zunahme von rund 14 Prozent gegenüber 2014. Und laut Leest haben die Fälle seit Corona überdurchschnittlich stark zugenommen.
„Im Homeoffice wird mehr beleidigt, diffamiert und schikaniert als im Büro. Vor allem das anonyme Mobbing verstärkt sich.“
Cyber Bullying heißen die persönlichen digitalen Angriffe im englischen Sprachraum. 45 Prozent der Fälle finden im Arbeitsumfeld statt, in 74 Prozent der Fälle sitzen die Täter und Täterinnen im Kreis der Belegschaft. Dass sich kontaktloses Mobbing verbreitet, ist ein weltweites Phänomen: Britische Arbeitsrechtler etwa berichten seit den Lockdowns von deutlich mehr Belästigungsklagen, und in Japan können Arbeitgeber jetzt sogar eine spezielle Versicherung abschließen, die Schadensersatzansprüche durch Mobbing im Homeoffice abdeckt.
mit unserer Testmitgliedschaft von managerSeminare:
für nur 10 EUR einen Monat lang testen
Zugriff auf alle Artikel von managerSeminare
Sofortrabatte für Bücher, Lernbausteine & Filme