30 junge Leute in dezenter Outdoor-Kleidung hocken nervös auf der Wochenbrunner Alm, in der Nähe von Kufstein, beißen in Wurstbrote und warten ab. Dass Reinhold Messner zwischen ihnen sitzt, fällt erst beim zweiten Hinsehen auf. Kaum ein graues Haar stakt in seinen wüsten Locken, sein wetterzerfurchtes Gesicht ist vom Vollbart halb verdeckt, nächstes Jahr wird er sechzig.
“Passion wanted” stand in der Ausschreibung, die Nachwuchsberater aufmerksam machen sollte. McKinsey lockte neben der Alpentour mit Reinhold Messner mit einer Autofahrt mit Rennfahrerin Jutta Kleinschmidt auf der Teststrecke Papenburg und einer Inszenierung mit Star-Regisseur Robert Wilson in Sevilla. Um direktes Recruiting soll es dabei nicht gehen. Sagen zumindest die McKinsey Berater. “Das Ziel ist, uns kennen zu lernen. Risikofrei”, unterstreicht Hauke Hansen, einer der Initiatoren dieses Abenteuers. Markus Wiechert, viertes Semester Mathematik, lässt sich aber nichts vormachen: “Risikofrei ist Unsinn. Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance”, sagt der Student. Er ist einer der auserwählten - rund 300 Teilnehmer hatten sich beworben -, die auf McKinsey-Kosten in die Alpen fahren durften.
“Ist das hier ein reines Marketing-Event?”, fragt ein Teilnehmer gerade heraus. “Nein”, wiegelt Hauke Hansen ab, der zusammen mit einer Handvoll McKinsey-Kollegen in die Berge gefahren ist. Es sei eine Recruiting-Kampagne, mit der die Unternehmensberatung um “Nachwuchs mit Leidenschaft” werben will. Das “Anzug-Image” aufbrechen. Den “McKinsey-Mythos abbauen”. “Wir suchen Leute, die nicht nur helle sind, sondern auch umgänglich”, erklärt der junge Norddeutsche. “Leute, die in ihrem Leben Leidenschaft bewiesen haben.”