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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Nina Rheinheimer und Andree Martens aus managerSeminare 289, April 2022
Der vergessene Faktor im War for Talents: Wieso Unternehmen das Thema Rassismus auf dem Plan haben sollten
Das habe ich nicht so gemeint: Warum es fast nicht möglich ist, gar nicht rassistisch zu denken oder zu handeln
Fatale Folgen: Wie sich rassistische Diskriminierung auf Mitarbeitende auswirkt
Sensibilisierende Selbstreflexion: Was Weiterbildung leisten kann
Medientipps, Malbücher und Co.: Wie Unternehmen auf das Thema aufmerksam machen und versuchen, Rassismus entgegenzuwirken
Hilfe für Betroffene: Was bei Rassismusvorwürfen zu tun ist
Schlauer Chatbot: Wie ein Startup für juristische Erstberatung bei Diskriminierung sorgen will
Da ist sie, die Traumwohnung. Said Haider schlendert zufrieden durch die Zimmer. Gute Lage im weltoffenen Berlin, schöne Raumaufteilung, fairer Preis für die Größe. Vor dem inneren Auge sieht der CEO eines Startups bereits sein Sofa im Wohnzimmer stehen und freut sich auf entspannte Abende. Auch menschlich scheint er mit dem Vermieter auf einer Wellenlänge zu sein. Haider geht mit einem guten Gefühl nach Hause. Wie versprochen meldet sich der Vermieter wenige Tage später – mit folgender Rückmeldung: „Ich vermiete leider nicht an Menschen mit Migrationsgeschichte. Nehmen Sie's nicht persönlich.“ Haider fehlen die Worte. Obwohl er als Jurist weiß, dass eine solche Absage nicht rechtens ist, hat er keine Lust, sich mit dem Vermieter anzulegen. Stattdessen hakt er die Wohnung schweren Herzens ab und sucht weiter.
Wer nicht betroffen ist, neigt dazu, solche Erfahrungen als Einzelfälle abzutun. Das ist jedoch ein Irrtum. „Rassismus ist wie Asbest – wenn man ihn sucht, findet man ihn überall“, erklärt Aladin El-Mafaalani, Professor an der Universität Osnabrück. Der Soziologe und Bildungswissenschaftler forscht seit über zehn Jahren rassistischen Phänomen in unserer Gesellschaft nach, seine Ergebnisse und Einordnungen hat er jüngst in einem Buch veröffentlicht (siehe Kasten „Mehr zum Thema“). El-Mafaalanis Überzeugung nach ist Rassismus eines der drängendsten sozialen Probleme überhaupt, und, was vielen nicht klar sei, es ist auch ein ökonomisches Problem. Vor allem mit Blick auf den sich zunehmend verstärkenden Fachkräftemangel.
„Ungefähr 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler haben statistisch gesehen einen Migrationshintergrund. Wenn diese in rund zehn Jahren auf den Arbeitsmarkt kommen, werden sie sich sehr genau überlegen, zu welchen Unternehmen sie gehen“, gibt El-Mafaalani zu bedenken. Weil die meisten von ihnen rassistische Erfahrungen gemacht haben werden, würden dann auch folgende Fragen eine Rolle spielen: Wie „bunt“ ist die Belegschaft, wie weltoffen das Unternehmen – und wie wird dort mit dem Thema Rassismus umgegangen, respektive steht es dort überhaupt auf der Agenda? „Gerade sehr gut ausgebildete junge Menschen, also High Potentials, wissen sehr genau, dass man dort, wo man über Rassismus redet, das Problem im Blick hat.“ Bedeutet im Umkehrschluss: Wenn Unternehmen versuchen, das Thema totzuschweigen, ist die Gefahr groß, dass viele junge Talente sie in Zukunft meiden.
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