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Radical Honesty
Radical Honesty

Mut zur Klarheit

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„Gute Idee, Kollegen!“, „Nein, es macht mir nichts aus, die Aufgabe zu übernehmen.“, „Natürlich bin ich gern bei eurem Meeting dabei.“: Öfter als uns lieb ist, flüchten wir uns im Job in Flunkereien. Wir meinen, uns damit das Leben zu erleichtern. Kurzfristig mag das auch mal der Fall sein. Doch langfristig schadet unsere Unaufrichtigkeit sowohl uns selbst als auch der Zusammenarbeit im Team, sagt Marvin Schulz, Trainer für „Radical Honesty“. Er ruft zu mehr bewusster Ehrlichkeit im Arbeitsleben auf.

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Geflunker als Ausflucht: Warum wir im Job so oft unehrlich sind

Stress, Streit, Distanz: Die Folgen der Unaufrichtigkeit im Arbeitsalltag

Kein Wahrheitsdogma: Was radikale Ehrlichkeit tatsächlich bedeutet

Reflektiert radikal: Wie man es schafft, im Arbeitsalltag auf kluge Weise ehrlich zu sein


Cover managerSeminare 314 vom 19.04.2024Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 314

Oft fragen mich Menschen, wie ich als Weiterbildner zum Thema Radical Honesty, also radikaler Ehrlichkeit, gekommen bin. In der Tat hätte ich im Leben nicht gedacht, dass ich eines Tages Weiterbildner mit diesem Schwerpunkt sein würde. Denn ich habe, wenn man so will, das genaue Gegenteil von radikaler Ehrlichkeit gelebt – bis zu einem Zusammenbruch mit gerade einmal Mitte zwanzig. Nach der Schule studierte ich Internationales Management und stürzte mich in die Businesswelt. Ich machte ein Auslandssemester in China, arbeitete dann im Bereich Wirtschaftsprüfung als Praktikant. Einen Winter lang war ich in New Yorker Banken tätig. Danach ging es weiter mit einem Master in Management und Führung an der Hochschule Reutlingen, um schließlich, nach einem beruflichen Zwischenstopp in Südafrika, wiederum in New York als Assistent der Geschäftsführung bei einem Milliardenkonzern zu landen. Kurz darauf erlitt ich einen physischen und psychischen Zusammenbruch – der für mich den Wendepunkt markierte.

Damals verstand ich noch nicht, was los war. Ich dachte, ich müsste mich noch mehr bemühen, ich wäre einfach zu schwach. Doch recht schnell wurde mir der wahre Grund meines Zusammenbruchs klar: Ich war die ganze Zeit über damit beschäftigt gewesen, ein Idealbild von mir zu präsentieren, das gar nicht existierte und das nicht zu mir passte. Ich musste mich extrem verstellen, sprich: lügen, um diesem Bild gerecht zu werden. Ich lebte förmlich nur für meinen Lebenslauf und mein Image, jahrelang. Dafür erhielt ich die Quittung in Form des Zusammenbruchs. Dass ich daraufhin einen neuen Weg einschlug, hatte sehr viel mit Radical Honesty zu tun.

Lügen verursacht Stress

Radical Honesty ist ein Kommunikationskonzept, das der US-amerikanische Psychotherapeut Brad Blanton Mitte der 1990er-Jahre entwickelt und zu dem er einen Bestseller veröffentlicht hat. Die Grundidee ist eigentlich noch viel älter; sie wurzelt in buddhistischen Traditionen ebenso wie in der Gestalttherapie nach Fritz Perls, die Blanton in seiner Arbeit als Therapeut auch maßgeblich geprägt hat. Ausgangspunkt für ihn war die Beobachtung, dass viele seiner Patienten und Patientinnen offenkundig darunter litten, sich den ganzen Tag nach außen hin immer wieder anders zu geben, als ihnen zumute war. Dass sie eine Rolle spielten, die nicht zu ihrem inneren Erleben passte – und dass sie dies enorm stresste. Blanton entwickelte daraus die These, dass es uns psychisch belastet, wenn wir ständig so tun, „als ob“. Er glaubt sogar, dass die Hauptursache für menschlichen Stress darin besteht, dass wir alle „lügen wie verrückt“.

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