Für Führungskräfte und Unternehmer ist es tägliche Realität, mit unbekannten Herausforderungen klar zu kommen. Sie bewegen sich immer in einem Feld von Denkbarem und Undenkbarem, von Rationalität und Irrationalität. Sie gehen Risiken ein, sorgen für Veränderungen und schaffen Neues. Sich zur Entscheidungsfindung auf Friedrich Nietzsche, den unbändigen Denker der Unvernunft, zu berufen, dürfte allerdings einiges Stirnrunzeln hervorrufen.
Dabei könnte niemand dafür geeigneter sein als Nietzsche. Der Philosoph des 'Willens zur Macht', der nach eigener Aussage notfalls auch 'mit dem Hammer philosophiert', ist einer der ganz großen Denker. Mit seinen Thesen zum Übermenschen und mit seiner wütenden Gegnerschaft zu Moral und Christentum ist er zwar auch einer der umstrittensten Geister der Weltgeschichte. Aber seine radikale Art zu denken fasziniert bis heute. Und sie eröffnet unerwartete Horizonte für ein modernes Verständnis von Führung. Er gibt Denkanstöße, was Unternehmertum in einer Zeit heißen kann, in der einerseits Handlungsspielräume immer enger werden und andererseits die Grenzen des vermeintlich rationalen Wirtschaftssystems immer deutlicher werden.
Nietzsches eigene Zeit war von energischem Fortschritt geprägt. Im späten 19. Jahrhundert setzten Erkenntnisdrang und Rationalisierung enorme Produktivkräfte frei. Nietzsche jedoch sah seine Epoche und Europa überhaupt zugleich einer fatalen Dynamik ausgesetzt: Vernunft degenerierte in seinen Augen von einer Produktivkraft zu einem Kontrollorgan, die Rationalität zu einem Disziplinierungsmittel und die Wahrheitsliebe zu einem moralischen Zwangsgebot. Die Motoren des Fortschritts werden so zu Fesseln, hohe Werte zum kleinmütigen Korsett.
Extra:- Der Philosoph Friedrich Nietzsche im Kurzporträt