Seine Meinung zur Finanzkrise fasste Peter Drucker in wenig schmeichelhaften Worten zusammen. Über die Aktienbroker an der Wall Street, die er zu den Hauptakteuren zählte, sagte er: 'Sie sind ein total unproduktives Pack, das nur dem leichten Geld hinterherjagt.' Den Anblick ihres Wirkens fand er abstoßend: 'Wie Schweine, die am Trog stehen und sich vollfressen.' Das einzig Beruhigende sei, zu wissen, dass es bald vorbei sei. Denn wenn die Aktienbroker mehr Geld verdienten als rechtschaffene Investoren, sei das für ihn der Beleg für eine Blase, die bald platzt. Dazu hatte er seine eigene Theorie: 'Eine Seifenblase existiert durchschnittlich 26 Sekunden', lästerte Drucker, 'eine Spekulationsblase 18 Monate.'
Diese Einsichten diktierte der Urvater der Management-Denker einem Zeitungsjournalisten in den Block – nicht gestern, wie es angesichts der Aktualität der Aussagen vielleicht scheinen mag, sondern vor über 20 Jahren. Nach dem Schwarzen Montag, im Oktober 1987, gab Drucker einer Tageszeitung ein Interview. Die Börse war zuvor an einem Tag um 20 Prozent abgestürzt, so tief wie noch nie nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch damals taumelte die Welt in eine Finanzkrise.
Mit Äußerungen dieses Typs zeigte Peter Drucker sein Talent: Er erwies sich als Spezialist für das Gültige. Seine Einsichten sind wie ein guter Rotwein, sie gewinnen mit der Zeit an Tiefe und Qualität. Mit sicherem Gefühl wusste er immer, was Unternehmen und Manager bewegt. 'Er hatte eine seltene Gabe, die Zukunft vorwegzunehmen', sagt Professor Dr. Winfried Weber, der an der Hochschule Mannheim lehrt und 2009 die Drucker Society in Deutschland gründete.
Dieses Gespür für das Kommende liefert die Begründung dafür, dass Peter Drucker, der von 1909 bis 2005 lebte, in den vergangenen Monaten gefeiert wurde wie ein Held.
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