Die Frau mit dem hellblauen Hut hat die Nase voll. Desillusioniert von traditioneller Weiterbildung und trägen Strukturen aus dem vergangenen Jahrhundert, gedacht für Menschen mit Festanstellung und 9-to-5-Job, nimmt sie die Dinge selbst in die Hand und setzt alles auf eine Karte. 'Eine andere Bildung ist möglich', sagt sie im Halbdunkel der re:publica-Lounge in Berlin und schiebt ihr iPad beiseite. 'Die Frage ist, ob man es schafft, die alten Strukturen aufzubrechen und ob man die Menschen dazu bewegen kann, sich auf den Wissensflow einzulassen.'
Die Besucherin der re:publica hat den Flow für sich entdeckt. Sie heißt Anja C. Wagner und will die Weiterbildung im Internet revolutionieren. Gerade baut sie mit ununi.tv eine Bildungs-Plattform auf, die mit Google-Hangouts arbeitet und bei der jeder mitmachen kann. Untertitel: 'crowd university for modern life'. Eine Crowdfunding-Kampagne auf startnext hat ein erstes Startkapital von 25.000 Euro eingefahren, jetzt soll im nächsten Schritt ein gemeinnütziges Netzwerkunternehmen geschaffen werden. 'Der Trend zum vernetzten Lernen ist ein Kennzeichen der Netzwerkgesellschaft, in der wir uns bewegen', sagt Wagner. Für den Flow sorgen die Informations- und Kommunikationstechnologien. Weg von Hierarchien, hin zur Vernetzung.
Die Entwicklung vom Industriezeitalter zur Netzwerkgesellschaft hat der spanische Soziologe Manuel Castells unter dem Titel 'The Information Age. Economy, Society and Culture' bereits Ende der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts beschrieben. In Deutschland wird die Theorie Castells’ eher ignoriert, sagt Wagner. Hier denke man immer noch eher vom Wissen und vom Inhalt aus. 'Dabei sind die Strukturen das Interessante', meint die Bildungsrebellin.
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