Vier Frauen und vier Männer haben die Herausforderung angenommen, in einem Outdoor-Challenge-Training ihre Handlungskompetenzen für den Berufsalltag zu erweitern. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Bedürfnissen und denen der Gruppe ist das wesentliche Ziel des Wüstenseminars von Neulands Add Venture. Grundlage für den Lernprozess ist eine einwöchige Jeepexpedition in die marokkanische Nordsahara Mitte April 2000. Dabei müssen pro Teilnehmer jeweils ein, also insgesamt acht vorher über GPS-Koordinaten festgelegte Geländepunkte angefahren werden. Zwei wüstenerfahrene Managementtrainer fahren im Landcruiser hinterher und coachen die Gruppe über Funk. Im Unterschied zu herkömmlichen Outdoor-Seminaren stellt das Challenge-Training die Teilnehmer vor eine reale, komplexe Aufgabe, die im Team bewältigt werden muss.
Routenplanung ist gut, Flexibilität ist besser lautet eine wichtige Lernerfahrung der Expedition. Jeden Morgen steht das Team um die Navigatoren versammelt und lässt sich die mit der Projektleitung besprochene Tagesroute erläutern. Und jeden Morgen die gleiche Frage: 'Wie lange brauchen wir dafür?' Immer wieder lassen sich Routenplaner und Projektleiter zu Zeit- und Ortsangaben hinreißen, um abends festzustellen, dass alles anders gekommen ist. Denn ständig ändern sich die Straßenverhältnisse, nirgends weisen Schilder auf den weiteren Verlauf der Piste. Verlass ist nur auf Reifenspuren, gelegentliche Ballisen (Steinhaufen) und die dürftigen Erklärungsversuche der Einheimischen. Zeitvorgaben und Einzelziele müssen immer wieder revidiert und flexibel an die Gegebenheiten angepasst werden. Eine Erkenntnis, die auf den Berufsalltag nicht nur in Bezug auf Projekte übertragbar ist.
Sich regelmäßig auf die Metaebene begeben und das eigene Tun zu überdenken gehört zu den wesentlichen Elementen der Lernexpedition. Auch wenn das ein oder andere Mal aufgrund der Menge an Eindrücken und Erlebnissen die Köpfe rauchen und zu keinerlei Aufnahme mehr willig scheinen, lassen die Challenge-Trainer Andreas Renz und Matthias Göttenauer nicht locker. Trotz Müdigkeit, manchmal auch hungrigem Magen verschaffen Reflexionszeiten wichtige Aha-Erlebnisse: Nur scheinbar – so wird den Teilnehmern beispielsweise klar – ging es in den langen Diskussionen um die gemeinsamen Ziele. In Wirklichkeit stand oft die eigene Profilierung im Vordergrund.
Als die Gruppe am letzten Abend im Hotel entsandet und gekämmt um den Abendbrottisch sitzt, durchleben die Reisenden in Gedanken und Gesprächen noch einmal einzelne Situationen, lassen Landschaften und Gesichter an ihrem inneren Auge vorüberziehen. Irgendwann dann ein Lachen – wer weiß noch worüber - das alle zehn Teilnehmer packt und durchschüttelt. Unverständnis strahlt aus den Blicken der Umstehenden. Der Lachanfall hat die Wüstenfahrer befreit für die anstehende Rückreise. Im Gepäck tragen sie keine Souvenirs, sondern lebendige Erfahrungen mit nach Hause.