Ein halber Kopf Wirsing, dazu eine Mango, etwas Ingwer, ein Bund Koriander … schnippeln, rein in den Mixer, pürieren, noch einmal durchs Sieb drücken und fertig ist das giftgrüne Gebräu. Mit Schwung füllt Peter Studhalter den Saft in die Halbliterflasche. 'Detox to go' steht in mintgrüner Schrift auf dem Glas. Der Name des Kölner Start-ups ist Programm. Die Säfte, die Studhalter jeden Morgen zubereitet, sollen den Körper reinigen. Entgiftung frei Haus ist sein Geschäftsmodell, er liefert aus. Seit einem halben Jahr arbeitet der 52-Jährige jetzt im Dienste der Gesundheit – und auf eigene Rechnung. Ein Gefühl, das er seit seinen ersten Berufsjahren nicht mehr kannte.
Die 20 Jahre zuvor war Studhalter dafür verantwortlich, anderen den Feierabend zu versüßen – mit TV-Kost. Erst als Drehbuchautor, dann als Redakteur. Zuerst bei RTL, zuletzt beim Schweizer Fernsehen. Seine Karriere lief gut, trotzdem war dem Fernsehmann sein Job irgendwann sauer geworden. Nach einer Umstrukturierung schmeißt er hin. 'Ich musste raus aus der Tretmühle, einfach mal was anderes machen', erzählt der Schweizer.
Studhalter gehört zu einer Gruppe von Beschäftigten, die einen auf den ersten Blick ungewöhnlichen Weg wählen: Sie sind zwischen Anfang 40 und Mitte 50, haben einen sicheren Job, verdienen gut – und starten ihre Karriere noch einmal neu. Sie empfinden das, was der Mystiker Johannes Tauler schon im 14. Jahrhundert als die 'Radikalität des Nullpunktes' beschrieben hat: Man habe verschiedene Facetten des Lebens ausgelebt und stehe nun vor der Frage, wie weiter jetzt? 'Verdammt noch mal, was jetzt nicht passiert, wird nie mehr passieren', hat der Publizist Harald Martenstein einmal den Gedanken pointiert, der wohl vielen Neustartern in der Lebensmitte durch den Kopf geht.
Extras:- Checkliste: Reif für einen Neustart?
- Literaturtipps: Kurzrezension eines Buchs über Menschen, die sich beruflich neu orientiert haben, und Hinweis auf einen Fachartikel über berufliche Kurswechsel
Beitrag von Katharina Daniels, Manfred Engeser, Jens Hollmann aus managerSeminare 191, Februar 2014