Für Studienabgänger galten sie jahrzehntelang als erste Adressen: War der Einstieg in einen international tätigen Großkonzern erst einmal geschafft, ergaben sich die weiteren Karriereperspektiven quasi von selbst. Ein überzeugendes Examen reichte meist aus, anschließend konnte man auf eine Personalabteilung zählen, die Traineeprogramme und umfangreiche PE-Maßnahmen anbot sowie eine ausgefeilte Laufbahnplanung entwarf. Leistungsorientierung und Engagement vorausgesetzt, stand dem persönlichen Fortkommen nichts mehr im Wege. Doch diese Karrierestrategie, die auf den vertikalen Aufstieg in einer funktionalen Hierarchie abzielte, erweist sich zunehmend als Muster ohne Wert. Die Globalisierung der Märkte und damit einhergehender harter Wettbewerb zwingen große Unternehmen zu rasanten Reorganisationsmaßnahmen und Nachwuchsführungskräfte zum Überdenken traditioneller Karrierevorstellungen, wollen sie nicht einer Illusion vom Erfolg aufsitzen. Die klassischen Karrierewege verdankten die „High-Potentials” jahrzehntelang den Bürokratieapparaten der großen Konzerne. Doch diese konnten sie sich nur deshalb entwickeln, weil die Konkurrenz berechenbar war und über ähnlich träge Organisationsstrukturen verfügte.
Diese Zeiten sind unwiderruflich vorbei. Gerade der Preisverfall bei den neuen Technologien erlaubt es immer mehr kleinen und verhältnismäßig finanzschwachen Unternehmen kostengünstig und hocheffizient zu arbeiten. Und deshalb stehen längst nicht mehr nur die „normalen” Arbeitsplätze auf der Kippe. „In den USA haben in den letzten fünf Jahren 1,4 Millionen Manager ihren Job verloren”, so Managementberater und Reengineering-Vordenker James Champy in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. In dem Maße, in dem die Staaten Südostasiens und Osteuropas mit teilweise zweistelligen Zuwachsraten auf den Weltmarkt drängen, wird das wirtschaftliche Umfeld instabiler und wettbewerbsbetonter. Das Wachstum in den Industriestaaten verlangsamt sich dementsprechend dramatisch. Konnte bisher jede zweite Generation mit der Verdoppelung des Lebensstandards rechnen, muß sich die Generation der Enkel in Zukunft damit abfinden, daß sie kaum mehr besitzen wird als ihre Großeltern. Und von dieser Entwicklung werden auch jene nicht länger verschont, die sich mit einer guten Ausbildung und hervorragendem Fachwissen auf der „sicheren Seite” wähnen. „Bis vor kurzem konnten viele durchschnittlich erfolgreiche Leute in ihren mittleren Jahren mit einer statischen, aber komfortablen beruflichen Zukunft rechnen. Die Karrieren waren sicher, aber oft langweilig”, beschreibt Harvard-Professor John P. Kotter in seinem soeben erschienen Buch „Die neuen Spielregeln für die Karriere” die schwindenden Chancen jener, die mit Aufgaben im „Routinemanagement” ihren Aufstieg in der Tasche zu haben glauben…