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Neue EU-Norm in Planung

Kompetenzmodellierung wird standardisiert

Kompetenzmanagement ist ein hoch komplexes Feld der Personalentwicklung. Noch komplexer wird es, wenn es in Betrieben, Branchen und auch Ländern viele Insellösungen gibt, die die Vergleichbarkeit von Kompetenzen verhindern. Die EU fördert daher zwei Forschungsprojekte, die zu einem gesamteuropäischen Standard für die Kompetenzmodellierung führen sollen. Solch eine Norm soll auch helfen, Instrumente wie den Europäischen Qualifikationsrahmen in der Praxis besser anwendbar zu machen.

Die EU finanziert derzeit zwei Forschungsprojekte unter der Koordination der Universität Duisburg-Essen, die zu einer europäischen, in allen EU-Staaten gesetzlich bindenden Norm für die Kompetenzmodellierung führen sollen. Vorbild für die anvisierte Europa-Norm ist die deutsche PAS 1093. Diese Publicly Available Specification ist ein öffentlich verfügbarer, aber nicht verpflichtender Referenzrahmen für die Erstellung sowie den strukturellen Vergleich und die Evaluation von Kompetenzmodellen in der Personalentwicklung.

Auf europäischer Ebene gibt es bereits Instrumente wie den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQF) und den Europass, die für eine bessere internationale Vergleichbarkeit erworbenen Wissens sowie erworbener Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen sorgen sollen – und zwar unabhängig davon, ob das Wissen und Know-how auf formellem oder informellem Wege erworben wurde. 'Die Instrumente haben bislang aber noch ein großes Manko: Sie halten zwar dazu an, Kompetenzen, Fertigkeiten usw. zu dokumentieren, aber sie bieten in keiner Weise eine Hilfestellung bei der Definition, Strukturierung und Beschreibung der Kompetenzen', erklärt Christian M. Stracke, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fachgebietes Wirtschaftsinformatik der Produktionsunternehmen an der Universität Duisburg-Essen.
  • Der EQF ist ein Metarahmen mit acht Qualifikationslevels, in die national erworbene Qualifikationen anhand von Kompetenzbeschreibungen (Deskriptoren) systematisch eingeordnet und damit vergleichbar gemacht werden sollen. Das 'Wie' bleibt dabei unklar.
  • Der Europass besteht aus fünf verschiedenen Instrumenten, darunter der europäische Lebenslauf (in den jeder EU-Bürger seine Qualifikationen und Kompetenzen eintragen kann) sowie eine 'Europass-Zeugniserläuterung' (Europass Certificate Supplement), in der Bildungsanbieter festhalten können, welche Kompetenzen in einer Aus- und Weiterbildung erworben wurden.
'Auch hier weiß bislang niemand genau, wie das systematisch zu machen ist', kommentiert Stracke. Die europäische Norm, die einen systematischen Rahmen für die Definition und Beschreibung von Kompetenzen bieten wird, soll eben diese operative Lücke schließen und EQF ebenso wie Europass besser anwendbar machen.

Bottom-up und top-down geht es auf die neue Norm zu

Die beiden Projekte, die nun unter Federführung der Uni Duisburg-Essen angelaufen sind, um die Norm zu generieren, heißen Wacom und Ecotool. Im Rahmen von Wacom gehen die Standardisierungsexperten um Christian M. Stracke quasi bottom-up vor: Sie definieren Kompetenzen für unterschiedliche Mitarbeitergruppen, Jobprofile, Arbeitsplätze im Sektor der Wasserwirtschaft und erschaffen daraus ein spezifisches Kompetenzmodell – das allerdings abstraktionsfähig und auf andere Branchen übertragbar sein soll.

Den umgekehrten Weg – top-down – gehen sie mit dem Projekt Ecotool. Dort wird zum einen ein Referenzmodell für die Kompetenzmodellierung bereitgestellt, das von Experten mit spezifischen Inhalten gefüllt werden soll und aus dem dann angepasste Kompetenzmodelle für verschiedene Branchen hervorgehen sollen. Außerdem sollen in diesem Projekt technische Möglichkeiten kreiert werden, anhand derer sich Kompetenzmodelle problemlos via Web zwischen verschiedenen IT-Systemen austauschen und vergleichen lassen. 'So werden dann auch die zum Europass gehörenden Zeugniserklärungen (Certificate Supplements) besser austausch- und abgleichbar', erklärt Stracke. Beide Projekte, fügt Stracke hinzu, seien ergebnisoffen. Doch der Wissenschaftler ist frohen Mutes, dass die Vorhaben bis Projektende, im November 2011, einer europäischen Kompetenzmodellierungsnorm den Boden bereiten werden.

Erfolgreiches Vorbild: Neuer EU-Standard für die Aus- und Weiterbildung

Stracke jedenfalls kann auf so manchen Standardisierungserfolg der vergangenen Jahre zurückblicken. Er wurde von der internationalen Standardisierungsinstitution ISO eingesetzt, um den ISO-Qualitätsstandard EN ISO/IEC 19796-1 auf den Weg zu bringen (siehe auch Artikel unter www.managerSeminare.de/MS107AR04). Dieser Qualitätsstandard enthält ein Referenzprozessmodell für die Qualitätssicherung und das Qualitätsmanagement in Lernen, Aus- und Weiterbildung sowohl für Bildungsanbieter als auch für Nutzer von Lernangeboten. Die ISO-Norm ist voriges Jahr gesetzlich bindende europäische Norm (EN ISO/IEC 19796-1) geworden. Maßgeblich dafür verantwortlich war das Normungsgremium für e-Learning (CEN TC 353) des Europäischen Komitees für Normung (CEN), dessen Vorsitz Stracke jüngst vom bisherigen Chair Mike Collett übernommen hat.
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