Führung

Musterbruch
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Zahnlose Zahlen

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Zahlen erklären die Welt. Sie erlauben es, Themen so auf den Punkt zu bringen, wie es Sprache häufig nicht vermag. Weder die Aufklärung noch die Mondlandung oder die Digitalisierung wären ohne Zahlen denkbar. Und dennoch, so meinen Dirk Osmetz und Stefan Kaduk, ist ein kritischer Umgang mit den vermeintlich glasklaren Ergebnissen allgegenwärtiger Berechnungen nötig.

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Das Tarnnetz aus Zahlen: Wirklichkeiten ohne Wahrheiten

Der alltägliche Wahnsinn: Zahlen erheben, um Zahlen zu erheben

Aus Liebe zur Sicherheit: Warum ist die Zahl mächtig?

Der Mythos mathematischer Berechnungen: Glaube statt Gewissheit

Alternative Zahlen: Gegengewichte schaffen


Cover managerSeminare 277 vom 23.03.2021Hier geht es zur gesamten Ausgabe managerSeminare 277

Seit über einem Jahr wird die Welt von Corona-Zahlen bestimmt. Die Infektions- und Todeszahlen werden täglich von der Johns Hopkins Universität erhoben, der Reproduktionswert R sollte nicht über eins steigen. Die 7-Tages-Inzidenz erfasst das Robert-Koch-Institut pro Landkreis und Stadt. Die tägliche Zahl der Menschen, die – wie es neuerdings heißt – „im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung verstorben sind“, wird mehr oder weniger aktuell übermittelt. Modellierer und Mathematikerinnen erklären, was ein auf 15 Kilometer eingeschränkter Bewegungsradius für die Kontaktreduzierung bringt. Mutanten mit abstrakten Bezeichnungen wie B.1.1.7 mit wohl einer bis zu 60 Prozent höheren Ansteckungsgefahr legitimieren eine Verschärfung des Lockdowns. Über die bloße Zahl der Lebensjahre wird festgelegt, wer zuerst geimpft wird – mit einem Impfstoff, dessen Wirksamkeit mit 95 Prozent angegeben wird …

Der Ernst der Lage lässt sich offenbar nur noch über die abstrakte Zahl und eine im Hintergrund ablaufende Statistik begreifen. Aber warum vermitteln Zahlen und Statistiken ein Gefühl der Beherrschbarkeit? Die Verfechter eines akribischen Umgangs mit Zahlen werden vielleicht sagen: Zahlen können wir uns merken. Sie machen es einfacher, über den Sachverhalt zu sprechen. Sie sind ein belastbares Faktum. Wie sollten sich ohne eine mathematische – besser gesagt: statistische – Aufbereitung die Zusammenhänge erkennen lassen?

Ein Tarnnetz aus Zahlen

Doch der Schein trügt. Bei aller Zahleneuphorie darf nicht vergessen werden, dass in jedem Zahlenergebnis zahlreiche Vorannahmen stecken. Jede Berechnung setzt gewisse Randbedingungen voraus. Wenn der Rechenweg und die Vorannahmen nicht bekannt sind und die Einordnung fehlt, dann eignet sich die Zahl hervorragend dazu, die wahren Probleme zu verstecken. Was hilft es beispielsweise, die Anzahl freier Intensivbetten zu beobachten und diese aufzustocken, wenn Pflegekräfte fehlen, die Beatmungsplätze „bedienen“ können?

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