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Übersicht AnsprechpartnerBeitrag von Stefan Kaduk und Dirk Osmetz aus managerSeminare 301, April 2023
Falsche Frage im Beratungskontext: Ist das objektiv?
Die große Illusion: We are one Company
Intakter Krisenmodus: Wenn es eng wird, läuft´s
Maximal stabil: Das verengte Führungsverständnis
Umgang mit Organisationslogik: Chillen und attackieren
Seit dem Start des Forschungsprojekts „Musterbrecher“ an der Universität der Bundeswehr München vor über 20 Jahren führen wir im Rahmen von Forschungs- und Beratungsprojekten narrative Interviews mit Führungskräften und Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Organisationen – vom Konzern über den Mittelstand bis zu öffentlichen Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Die Gespräche dienen dazu, den organisationalen Mustern auf die Spur zu kommen und diese besprechbar zu machen. Das narrative Interview als Variante des offenen Interviews lässt sich als recht „radikale“ Alternative zum standardisierten Interview begreifen. Es stellt ein neutrales, unstandardisiertes Erhebungsverfahren dar, das nicht dem klassischen Frage-Antwort-Schema folgt. Der Interviewer gibt idealerweise nur ein Thema vor und greift so wenig wie möglich in den Erzählfluss ein. Den Interviewten bleibt deshalb der Aufbau und die Strukturierung der Erzählung weitgehend selbst überlassen. Damit lässt sich ein Einblick in das handlungsleitende Sinn- und Orientierungssystem des Gesprächspartners gewinnen.
Für narrative Interviews in der Forschung gelten strenge Maßstäbe, auch für die wortgetreue Transkription des qualitativen Gesprächsmaterials. Im Beratungskontext darf es pragmatischer zugehen. Wir arbeiten daher mit unterschiedlichen Sets von klassischen offenen und geschlossenen Fragen zur Themenstellung sowie mit systemisch inspirierten Fragen, die zum einen der unerlässlichen Offenheit im Gespräch, zum anderen der notwendigen Verengung auf die jeweilige Fragestellung (Strategie, Vertrieb, Kultur, Zusammenarbeit etc.) Rechnung tragen. Nach Abschluss des Interviewprozesses geht es bei der Konsolidierung der Erkenntnisse nicht um statistische Repräsentativität, sondern vielmehr um das Herausarbeiten des Typischen, um das Auffinden des Allgemeinen im Besonderen.
Zu diesem Zweck formulieren wir mitunter provokative Hypothesen, die keine Rückschlüsse zulassen, welche interviewte Person welches Thema ins Spiel gebracht hat. Es ist wichtig, zu betonen, dass es sich um Hypothesen handelt, also um Behauptungen oder Unterstellungen. Diese kommen zwar keinesfalls beliebig zustande, sind aber letztlich Konstruktionen, und zwar auf der Basis subjektiver Wahrnehmungen (der Interviewenden) von subjektiven Wahrnehmungen (der Interviewten). Vor allem in der Wirtschaftswelt führt dies immer wieder zu Irritationen. Schließlich entspricht es der gelernten Erwartung, dass Berater einen „Analysebericht“ abliefern, der Auskunft darüber gibt, wie es „wirklich“ und „objektiv“ um die Organisation bestellt ist.
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