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Musterbrecher – Der Film

Reise zu den Andersmachern

Dirk Osmetz, Stefan Kaduk und Hans A. Wüthrich haben eine Leidenschaft für Organisationen, die die Dinge anders angehen als der Mainstream. Nach ihren 2008 und 2013 erschienenen Büchern über solche 'Musterbrecher' haben die Forscher und Berater nun nachgelegt: mit einem Film.

'Inzwischen nehme ich in Kauf, dass mich zehn Prozent der Menschen bescheißen. Ich weiß nur nicht, welche.' Andreas Glemser – große schwarze Brille, wacher blauer Blick – spricht den Satz mit fröhlicher Gelassenheit. Der Chef der Unternehmensberatung Cocomin AG ist einer der Protagonisten in der 90-minütigen, im Murmann Verlag auf DVD erschienenen Dokumentation, für die Osmetz, Kaduk und Wüthrich neun ungewöhnliche Organisationen besucht und Führungskräfte und Mitarbeiter vor die Kamera geholt haben.
Zum Beispiel Glemser, der sich mit einem Kniff – zwei Reisen, bei denen er monatelang dem Unternehmen fernblieb – selbst dazu erzogen hat, seinen Mitarbeitern lange Leine zu geben. Und während die meisten Führungskräfte, wenn ihr Vertrauen einmal enttäuscht wird, typischerweise in den Reflex verfallen, allen zu misstrauen, macht Glemser das Gegenteil: Er bleibt der Vertrauenskultur treu, obwohl er schon erleben musste, dass eine Mitarbeiterin das in sie gesetzte Vertrauen missbraucht hat. Was Glemser recht gibt auf diesem Weg ist der Erfolg seiner Firma. Nicht nur der verbindet Cocomin mit den anderen Organisationen im Film. 'Sie alle leben etwas, was woanders ein Plastikwort ist, das es zwar in die Leitlinien schafft, aber nicht gelebt wird', erklärt Stefan Kaduk: Vertrauen und Kommunikation, Fokus auf Beziehungen, Mitarbeiter- und Kundenorientierung. Bei allsafe Jungfalk etwa hat Firmenchef Detlef Lohmann die typische Hierarchie-Pyramide auf den Kopf gestellt und 'zum Brummkreisel gemacht', der von der Energie der Menschen gespeist wird, die ihre Entscheidungen selbst treffen. Bei ­W. L. Gore gründet man lieber noch ein neues Werk, als bei wachsender Mannschaft die Vorteile direkter Kommunikation aufzugeben – auch wenn das betriebswirtschaftlich verschwenderisch erscheint. Bei der Südostbayernbahn mischt sich die Führungsriege regelmäßig unter die Fahrgäste und hört sich deren Feedback an, auch wenn es schmerzt. Und bei der Eidgenössischen Zollverwaltung haben alle Geschäftsleiter ein paar Monate die Posten getauscht und dabei als 'fachfremde' Führungskräfte lernen müssen, auf die Kompetenz ihrer Mitarbeiter zu vertrauen. 'Solche Organisationen ohne Glamour-Faktor, die aber zu mutigen Experimenten bereit sind, haben uns bei der Arbeit an dem Film am meisten beeindruckt', erzählt Kaduk. Musterbrecher ähnelt der Doku Augenhöhe aus dem Jahr 2015, deren Fortsetzung gerade anläuft. Allerdings haben sich die Macher dagegen entschieden, nur Bilder und Stimmen einzufangen. Sie kommentieren, ordnen ein, arbeiten Gemeinsamkeiten heraus. Und trotzdem lässt der Film keinen Zweifel: Allgemeingültige Rezepte für das Musterbrechen gibt es nicht. Jeder Fall ist ein spannendes Experiment.
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