'Man kann sich nicht verstecken, man muss nach vorne und Mut beweisen', sagt Tilmann Kriesel. Im Seminar stieg er auf das Dirigentenpult vor ein Symphonieorchester. Seine Aufgabe: die Carmen-Ouvertüre dirigieren. Kriesel: '60 Augenpaare schauen dich erwartungsvoll an, du bist kein Dirigent, kannst noch nicht einmal richtig Noten lesen. Das Orchester besteht aus Profis. Ich hatte Höllenrespekt.' Bereits nach den ersten Takten merkte er jedoch: 'Es funktioniert, das Orchester reagiert auf meine Gesten, der Klang des Stückes verändert sich.'
Gleiches konnte Kriesel bei den Einsätzen seiner Mitstreiter während des zweitägigen Trainings mit dem Berliner RIAS Jugendorchester beobachten: Jeder der Laien-Dirigenten brachte eine eigene Note in die Aufführung. Die insgesamt fünf gespielten klassischen Stücke klangen mal angespannt, mal gelöst, waren mal schneller, mal langsamer. 'Alle Musiker können ihren Job perfekt. Ohne den Dirigenten können sie aber nicht als Ganzes funktionieren, er ist für den roten Faden verantwortlich', so Kriesel. Für ihn sei mit dieser Beobachtung noch einmal sehr deutlich geworden, worauf es beim Führen ankommt: 'Es ist entscheidend, für eine einheitliche Vision zu sorgen', sagt der Projektentwickler, beim Hamburger Immobilienprojektentwickler Gator GmbH für große Bauvorhaben verantwortlich.
Solch sonore Seminar-Settings, bei dem Manager den Taktstock schwingen, scheinen sich derzeit einen Platz neben Outdoortrainings, Schauspiellektionen und Seminaren mit Pferden in der bunten Weiterbildungswelt zu erobern. Christian Reichart, Geschäftsführer des RIAS Jugendorchesters, berichtet jedenfalls von steigender Nachfrage – auch nach firmeninternen Seminaren.
Extras:- Von Klarheit über Visionen bis zur Konfliktbewältigung: Lektionen der Management-Weiterbildung mit Taktstock
- Service: Kurzrezensionen von drei Büchern zum Thema Orchester und Management und Hinweise auf drei weiterführende Webseiten