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Motivationsforschung

Anerkennung ist nicht das Wichtigste

Anerkennung ist – so wurde es Führungskräften zigfach in Seminaren und Fachartikeln vermittelt – das Mittel Nummer eins, um Mitarbeiter zu motivieren. In einer Untersuchung der Harvard Business School, deren Ergebnisse kürzlich im Harvard Business Manager publiziert wurden, erklärten denn auch die meisten der 600 befragten Manager, dass sie Anerkennung für den Faktor halten, der Mitarbeiter am stärksten motiviert, gefolgt von finanziellen Anreizen, persönlicher Unterstützung, Fortschritten bei der Arbeit sowie klaren Zielen. Doch offensichtlich sind die Führungskräfte auf dem Holzweg – zumindest, was die Motivation von Wissensarbeitern angeht. Die US-Forscher haben nämlich über Jahre hinweg auch zahlreiche Tagebücher ausgewertet, in denen Wissensarbeiter über ihre täglichen Handlungen, Stimmungen und Motivationsniveaus berichteten. Ergebnis: In erster Linie fühlen sich die klugen Köpfe dann beflügelt, wenn sie Fortschritte bei ihrer Arbeit sahen, zügig vorankamen, die Lösung für ein kniffliges Problem gefunden hatten oder wenn ihnen jemand geholfen hatte, ein Hindernis zu überwinden. Die Wissenschaftler raten daher Managern, für ein Arbeitsumfeld zu sorgen, das Mitarbeiter mit möglichst wenig Verzögerungen, Rückschlägen und ähnlichen Demotivatoren konfrontiert. Die Bedeutung der Anerkennung setzt das allerdings nicht außer Kraft. Es relativiert sie nur.

So richtig vom Hocker reißen die in den USA als 'Breakthrough Ideas for 2010' gehandelten Erkenntnisse denn auch nicht. Im deutschsprachigen Raum etwa betonte der emeritierte St. Gallener Professor Dr. Rolf Wunderer schon vor Jahren die Bedeutung potenziell demotivierender Faktoren. Dessen Kernthese: Die meisten Mitarbeiter sind intrinsisch motiviert und bedürfen keiner Förderung durch weitere Motivierung. Es komme eher darauf an, demotivierende Einflüsse von ihnen abzuhalten. In einer Studie entlarvte Wunderer im Jahr 2000 ganz ähnliche Motivationsbremsen wie nun auch die US-Forscher. Unter den damaligen Top Five: Arbeitskoordination, Organisationskultur, Ressourcen und Arbeitsdurchführung. Anerkennung folgte auch in dieser Studie erst auf Platz zehn.
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