'Konzentriere dich auf das Wesentliche', lautet ein gut gemeinter Rat. 'Verzettele dich nicht', heißt es. Wir sind stolz darauf, wenn wir nur noch Dinge tun, von denen wir glauben, dass es auf sie ankommt. Der Rest: Zeitverschwendung, nicht der Mühe wert. Unbemerkt bleibt so im Laufe des Lebens das Spielerische auf der Strecke. Im Zeichen der Zweckrationalität stehlen wir uns selbst Lebensvielfalt, Spaß und Freude. Das muss nicht sein.
Zu Beginn des Lebens regiert die Neugier. Kinder wollen ausprobieren, alles kennenlernen, sich entwickeln. Kinder nutzen noch jede Chance, etwas Neues zu erobern, sich zu eigen zu machen. Kinder wollen alles selbst erfahren, Selbstbeschränkung kennen sie nicht. Kinder wollen nicht nur körperlich wachsen, sie wollen ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten so weit wie irgend möglich entfalten. Aber diese bewundernswerte Eigenschaft aller Kinder hält nicht ewig. Je älter wir werden, desto mehr beschränken wir uns selbst in unserem Entfaltungsspielraum. Und wir merken es nicht einmal.
Mit 15 Jahren spielen wir vielleicht Tennis, Fußball, Volleyball, Golf, Tischtennis, Basketball, Federball und noch vieles mehr. Mit 40 Jahren spielen wir nur noch Tennis oder Golf. Wir haben uns unmerklich in unserer Vielfalt reduziert. Mit 25 Jahren gehen wir ins Chinarestaurant, essen Döner oder Burger, mögen die jugoslawische und die griechische Küche. Mit 40 Jahren gehen wir nur noch zu 'unserem' Italiener. Wir haben uns unmerklich in unserer Vielfalt reduziert.