In Unternehmen kann man eine Erfahrung machen, die man eher im öffentlichen Nahverkehr oder in Wohngemeinschaften vermuten würde. Sie lässt sich so umschreiben: Was für alle da ist, wird von allen vernachlässigt. Oder, wie Aristoteles es sagte: 'Dem Gut, das der größten Zahl gemeinsam ist, wird die geringste Fürsorge zuteil'. Hausgenossen können das in der Regel am Zustand ihrer Gemeinschaftsräume ablesen, Busse und Bahnhaltestellen würden ohne ständige Wartung in kürzester Zeit verlottern. Ganz so drastisch geht es in den Büros zwar nicht zu. Aber auch hier landen in der Teeküche längst nicht alle Tassen in der Spülmaschine. Und am gemeinsamen Kaffee vergreifen sich manche sicher mehr als andere.
Dahinter steckt ein altbekanntes menschliches Verhaltensmuster, das Sozialwissenschaftler als Tragik der Allmende kennen. Allmende bezeichnet ursprünglich eine mittelalterliche Form gemeinschaftlichen Landbesitzes, übertragen aber jede Form von Gemeingut. Die Tragik liegt nun darin, dass Privilegien, Ressourcen oder Wirtschaftsgüter weder effizient noch verantwortungsvoll genutzt werden, sobald sie allen zur Verfügung stehen. Dadurch entsteht eine Art Überbenutzung, die entweder diese Güter überflüssigerweise verbraucht, bis nichts mehr da ist oder die Nutzung wegen Missbrauchs untersagt wird. So oder so ist es schnell Schluss mit dem gemeinschaftlichen Nutzen.