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Übersicht AnsprechpartnerOliver M. hat es nicht leicht. Seine Abteilung schafft die vorgegebenen Ziele nicht. Es belastet ihn sehr, zu Hause jedoch lässt er sich davon nichts anmerken: 'Ich kann Berufs- und Privatleben sehr gut voneinander trennen', sagt er. Oliver findet, dass sein wahres Leben sowieso privat stattfindet. Seine Devise: 'Wenn ich die Bürotür zumache, dann lasse ich alles hinter mir.'
Die Überzeugung von Oliver teilen viele Menschen. Aber sie ist falsch. Sie schadet. Denn wie will man identisch mit sich leben, wenn nur das Privatleben in geordneten Bahnen verläuft, das Berufsleben jedoch nicht? Oder umgekehrt? Wer sich ins Private flüchtet, lebt nur sein halbes Leben. Und wer sich allein auf den Job konzentriert, der läuft Gefahr, emotional zu verkümmern.
Beide Welten gehören also untrennbar zusammen, und wer in der einen verkümmert, der tut dies irgendwann auch in der anderen. Der Versuch, vor der einen Welt in die andere zu fliehen, birgt die Gefahr, zum sozialen Krüppel zu werden. Die Psychologie nennt diesen Zustand Desintegration: Sich entweder nur in seinem Privatleben oder nur in seinem Berufsleben verwirklichen zu wollen, verhindert eine ausgleichende Integration beider Welten in sein Lebenskonzept, es drohen Angst, Aggression und Niedergeschlagenheit. Erst wenn es gelingt, Arbeit und Leben für sich in Einklang zu bringen, entsteht die Basis für ein stabiles 'Ich', eine ganze Person.
Beitrag von Ulf D. Posé aus managerSeminare 142, Januar 2010