Herbert Mühlenhoff hat gut zu tun. Der Düsseldorfer Managementberater betreut Firmen, die Mitarbeiter entlassen müssen, bietet zum Beispiel Outplacement und Coaching an. Im Zeichen der profunden Wirtschaftskrise sind in den vergangenen drei Jahren nur wenige Unternehmen in Deutschland von Personalreduzierungen verschont geblieben. Mühlenhoff stieß bei seiner Arbeit immer wieder auf ein Problem: 'Die Unternehmen haben Personalhandbücher, in denen detailliert beschrieben wird, wie Einstellungen vorzunehmen sind. Was aber nicht drinsteht, ist: Wie enden denn Verträge?'
Seine Kritik zielt auf einen Aspekt ab, der bislang vielfach unbeachtet blieb, wenn Betriebe Kündigungen aussprachen: Was passiert mit den Mitarbeitern, die zurückbleiben? Wie ist es um deren Motivation, Vertrauen und Loyalität bestellt, wenn sie über Monate oder gar Jahre durch Entlassungen ihrer Kollegen in permanenter Unsicherheit leben - nicht zuletzt, weil es die Unternehmensführung an notwendiger Offenheit und Klarheit in der Kommunikation oder Fairness im Umgang mit den Betroffenen fehlen lässt?
'Die Kernfrage in einer solchen Situation lautet doch: Ist jetzt wirklich Schluss, oder fällt mein Job auch noch weg?', sagt Richard Schulze, Personalchef bei Dyckerhoff. Der Beton- und Zementhersteller hat vergangenes Jahr 210 Mitarbeiter entlassen, dieses Jahr folgen weitere 355. Ende 2003 soll die Personalreduzierung im Zuge des Umstrukturierungsprojekts 'Dyckerhoff 21' abgeschlossen sein. Jede Menge Zeit, damit sich Gerüchte verbreiten können. 'Da hören die Mitarbeiter wirklich das Gras wachsen', klagt der Personalmanager.