Das Telefon klingelt. Der Anrufer am anderen Ende der Leitung wünscht eine Marketing- beziehungsweise Existenzgründungsberatung. 'Als was?', fragt der Berater. 'Als Coach', lautet die Antwort. Daraufhin verziehen sich die Mundwinkel des Beraters, denn zwei Drittel der Männer und Frauen, die ihn wegen einer Existenzgründungsberatung kontaktieren, möchten sich als Coach selbstständig machen - sei es als Karriere- oder Konfliktcoach oder als Führungskräfte- oder Unternehmercoach.
Bei vielen Anrufern muss man sich jedoch fragen, woraus sich deren Kompetenz als Karriere-Coach speist - daraus, dass sie selbst noch vor wenigen Wochen erfolglos Bewerbungen schrieben, bevor sie Überbrückungsgeld bei der Agentur für Arbeit beantragten? Oder ihre Kompetenz als Konfliktcoach: daraus, dass sie sich regelmäßig mit ihrem Lebenspartner streiten und versöhnen? Oder als Coach für obere Führungskräfte oder gar Unternehmer: daraus dass sie ein Sozialpädagogikstudium absolviert und einige Jahre als Erziehungsberater gearbeitet haben? Qualifiziert sie diese Erfahrung schon dazu, Unternehmer zu beraten bei Fragen wie: Soll ich expandieren oder nicht? Soll ich eher auf das Niedrig- oder Hochpreissegment setzen? Oder: Wen soll ich entlassen?
'Nein, selbstverständlich sind wir in solchen Fragen nicht kompetent', antworten fast alle Aspiranten auf den Coach-Job: 'Wir sind ja keine Fachberater.' Und sie fahren fort: 'Aber wenn es um die Frage geht, wie schaffe ich die rechte Balance zwischen Beruf und Freizeit? Dann ... Oder wenn sich die Mitglieder des Führungsteams die Köpfe einschlagen, dann ...' Stimmt, auch dies sind mögliche Coachingthemen. Doch Hand aufs Herz: Welche obere Führungskraft akzeptiert einen Sozialpädagogen als Gesprächspartner, der noch nie einen Betrieb von innen sah?
Extras:
- Linktipp: Link zu einer Seite, über die die Ergebnisse einer Umfrage zu der wirtschaftlichen Situation von Coaches zu beziehen sind