Eine alte Erkenntnis erlebt ihr Comeback: Der Arbeitsplatz als effektiver wie effizienter Ort des Lehrens und Lernens zählt bereits seit Jahrzehnten zu den latent gelobten Stützpfeilern des deutschen (dualen) Ausbildungsystems. Was also liegt näher, als diesen Lernort auch für die betriebliche Weiterbildung zu nutzen – zumal, wenn uns ebenso latent die Vokabel vom „lebenslangen Lernen” daran erinnert, daß die Zeiten endgültig vorbei sind, in denen sich Lernen und Arbeiten räumlich und zeitlich voneinander trennen ließen?
Verstärkt wird der Trend zur Wiederentdeckung des Lernortes Arbeitsplatz durch den Zwang zu allumfassender Sparsamkeit. Rezession, verlorene Marktanteile und handfeste Existenznöte gaben immerhin den entscheidenden Anstoß, der dem Lernort Arbeitsplatz zu neuer Popularität verhalf – verbunden mit der Erkenntnis: Es sind ausufernde Arbeits- und Kompetenzteilung, bürokratische Entscheidungswege und mangelhafte Wertschöpfung, kurz: es ist die Art der bisherigen Unternehmensorganisation, die konstruktives Lernen nicht nur behindert, sondern teilweise sogar bestraft und unmöglich macht. Mit der rasanten Einführung von Lean Management- und Business Reengineering-Konzepten – Vokabeln wie „Kulturschock”, „Revolution”, „Radikalkur” belegen dabei eindrucksvoll, wie „gut” die Unternehmen darauf vorbereitet waren – offenbart sich gleichzeitig ein immenses Weiterbildungsbedürfnis „vor Ort”. Es gilt, die im tayloristischen System der Arbeitsteilung „erlernte Hilflosigkeit” zu überwinden, um zu einer „lernenden Organisation” zu kommen, die diesen Namen tatsächlich verdient…