Es war ein Ereignis, das die ganze Welt entsetzte: An einem Januartag im Jahr 1986 explodierte die Raumfähre Challenger. Sieben Astronauten kamen ums Leben. Es war das schwerste Unglück der amerikanischen Raumfahrt und warf das ambitionierte Space-Shuttle-Programm um Jahre zurück. Selten wurde das Scheitern eines Projekts so minutiös rekonstruiert wie nach dem Challenger-Unglück.
Was bei der Analyse zu Tage trat, war eine interessante Einsicht, nämlich, dass dem finalen Scheitern des Projekts viele kleine Fehler vorausgegangen waren. Fehler, aus denen schlicht nichts gelernt wurde. So warnten Experten zwar vor den Gefahren, die von der unmittelbaren Unglücksursache (fehlerhafte Dichtungsringe) ausgingen, wurden aber nicht gehört. Vielmehr wiegten sich die Verantwortlichen des Projekts in früheren Erfolgen, waren blind für Schwächen. Und dann wurden auch noch routinemäßige Tests und Reviews von Teilprojekten aus Kostengründen ausgesetzt.
Das Challenger-Unglück zeigt: Scheitern kommt selten aus heiterem Himmel. Es gibt meistens Vorboten. Darin unterscheidet sich das desaströse Raumfahrt-Projekt kaum von misslungenen Arbeiten und Projektvorhaben in Unternehmen, sei es von der Einführung einer neuen Software, von einem Reorganisations- oder Personalentwicklungsprojekt.
Läuft in solchen Vorhaben etwas schief, so werden die dabei gemachten Erfahrungen allerdings selten ernsthaft beachtet, im Unternehmen verankert und verwertet. Ein eigentlich überraschender Umstand – wo doch viele Jahre nach dem Hype um Peter Senges Konzept der „Lernenden Organisation“ der Satz „Fehler sind Lernchancen“ zur mentalen Grundausstattung beinahe jeden Managers, Beraters und Trainers gehört. Wie aber kommt es zu dieser Kluft zwischen Theorie und Praxis, zwischen Lehrbuch und turbulentem Alltag?
Extras:
- Von Verleugnung über Schuldzuschreibung zur Neuorientierung: Die fünf Phasen des Lernens aus Fehler- und Scheitererfahrungen.
- Archäologie des Scheiterns: Wie Sie an eigene Erfahrungen des Scheiterns herangehen können.
- Service: Kurzrezensionen von drei Büchern über den Umgang mit Fehlern und Irrtümern sowie der Hinweis auf eine Studie im Internet.